Ab November soll in Hamburg für Pflegeheime mit „guter bis hoher Betreuungsqualität“ eine niedrigere Fachkraftquote gelten. Der DBfK Nordwest kritisiert den Senatsbeschluss als Scheinlösung. Das Gegenteil sei notwendig.
Kann eine Flexibilisierung der Fachkraftquote in den Hamburger Pflegeheimen das Angebot an guter Pflege stärken? Der DBfK Nordwest befürchtet das Gegenteil.
Pflegeheime mit „guter Betreuungsqualität“ müssen in Hamburg künftig nur noch 40 Prozent Pflegefachpersonal vorhalten, statt wie bisher 50 Prozent. Attestieren die Pflegekassen Einrichtungen ein „hohes Qualitätsniveau“ sollen sie bei der Wahl des Qualifikation-Mixes sogar völlig frei sein. Während der Senat diese Flexibilisierung der Fachkraftquote als Baustein sieht, „um das Angebot an guter stationärer Pflege in Hamburg zu stärken“, befürchtet der DBfK Nordwest den gegenteiligen Effekt.
„Die Maßnahme wird dazu führen, dass Heime, die bisher auch dank einer ausreichenden Besetzung mit Pflegefachpersonen eine gute Versorgung anbieten konnten, künftig mit weniger Fachpersonal arbeiten werden“, erklärte Swantje Seismann-Petersen, stellvertretende Vorsitzende des DBfK Nordwest in der vergangenen Woche. Weniger Pflegefachpersonen müssten dann mit mehr gering qualifizierten Pflegehilfspersonen die Versorgung der Bewohner stemmen.
Das stehe im Gegensatz zu den komplexen Anforderungen, die in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen sind. So seien in den Heimen immer mehr Menschen mit anspruchsvollen pflegerischen und medizinischen Versorgungsbedarfen zu versorgen.
Undurchdachter Schnellschuss
„Wir halten diesen Senatsbeschluss für einen undurchdachten Schnellschuss, der das Problem nicht an der Wurzel greift und zu Lasten der Pflegefachpersonen und Menschen mit Pflegedarf geht“, so Seismann-Petersen weiter. Es brauche eher mehr beruflich und akademisch qualifizierte Pflegende als weniger. Zudem hinterfragte die DBfK-Vertreterin, in wieweit sich anhand der derzeit eingesetzten Prüfinstrumente zur Bemessung der Versorgungsqualität überhaupt „vernünftige Kriterien für einen angemessen Personaleinsatz“ ablesen lassen. „Wenn schon der Bewertungsmaßstab zweifelhaft ist: wie sollen sich daraus valide Kriterien für eine Flexibilisierung ableiten lassen? Damit wird eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, die die Versorgungssituation in Hamburger Pflegeheimen noch prekärer werden lässt, als sie es ohnehin schon ist."
Nach Angaben der Hamburger Sozialbehörde erreicht rund ein Drittel der 142 stationären Pflegeeinrichtungen in Hamburg die in der Neuregelung festgehaltenen Vorgaben. Für sie gelten ab November flexiblere Fachkraftquoten. (ne)