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Erschienen in:

02.08.2024 | Leitthema

Das Gestufte Versorgungssystem Köln als Instrument der Qualitätssicherung im Rettungsdienst am Beispiel der Rettungsmitteldisposition

verfasst von: Prof. Dr. Dr. Alex Lechleuthner, Martin Wesolowski, Alexander Abels, Thomas Siepmann, Michael Peter, Stefan Jucken, Christian Miller

Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 7/2024

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Zusammenfassung

Im Jahr 2018 wurde in den Rettungsdienst Köln das „Gestufte Versorgungssystem“ (GVS) eingeführt. Dabei handelt es sich um ein Klassifizierungsinstrument (Klassen 0–7) für Einsatzkräfte im Rettungsdienst, um Patienten am Einsatzort hinsichtlich ihres Einsatzmittelbedarfs und ihrer zeitlichen Behandlungsdringlichkeit zu klassifizieren [4]. Da jeder GVS-Klasse ein Einsatzmittel zugeordnet ist, wurde in der vorliegenden Arbeit in einer Stichprobe von rund 65.000 Einsätzen überprüft, ob das von der Leitstelle entsandte Einsatzmittel ausreichend war oder nicht. Diese Untersuchung wurde deshalb notwendig, weil es bei weiter steigenden Einsatzzahlen (+22 % von 2018–2022 im Kölner Rettungsdienst) und bei einem sich abzeichnenden Fachkräftemangel nicht mehr problemlos möglich ist, einfach mehr Rettungswagen (RTW) einzusetzen. Schon seit 2018 werden deshalb Krankentransportwagen (KTW) für weniger dringliche Einsätze eingesetzt. Die vorliegende Untersuchung sollte mithilfe der GVS-Klassifikation prüfen, ob der Einsatz von KTW rettungsmedizinisch vertretbar ist. Dabei zeigte sich, dass ein primär entsandter KTW in 96,7 % und ein primär entsandter RTW in 99,6 % der Fälle ausreichend war. Der Anteil, bei dem ein höherwertiges Einsatzmittel nach Einschätzung des Einsatzpersonals vor Ort hätte entsandt werden sollen, lag bei der primären KTW-Entsendung bei 3,3 % und bei der primären RTW-Entsendung bei 0,4 % der Fälle. Diese Fälle wurden nachuntersucht. Bei insgesamt 53,2 % der Einsätze hätte allerdings ein KTW ausgereicht, und in 15,5 % der Fälle wären die Patienten durch das vertragsärztliche System versorgbar gewesen. Das Ergebnis erlaubt die Schlussfolgerungen, dass 1. der Einsatz von KTW zu weniger dringlichen Einsätzen vertretbar ist und 2. die Leitstelle mit der Strategie „im Zweifel das höherwertige Einsatzmittel“ lebensbedrohliche Einsätze sehr gut erkennen und bedienen kann. Die Herausforderung für die Leitstelle besteht darin, weniger dringliche Einsätze sicher zu erkennen und dann auch mit einem ausreichenden (weniger qualifizierten) Einsatzmittel zu bedienen.
Fußnoten
1
Die Kriterien setzen sich aus dem xABCDE-Schema und weiteren Umgebungsvariablen zusammen.
 
2
Aktuelle Geburtenziffer 1,46. Für eine gleichbleibende Bevölkerung wäre eine Geburtenziffer von 2,1 erforderlich. (https://​www.​destatis.​de/​DE/​Presse/​Pressemitteilung​en/​2023/​07/​PD23_​290_​12.​html).
 
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Metadaten
Titel
Das Gestufte Versorgungssystem Köln als Instrument der Qualitätssicherung im Rettungsdienst am Beispiel der Rettungsmitteldisposition
verfasst von
Prof. Dr. Dr. Alex Lechleuthner
Martin Wesolowski
Alexander Abels
Thomas Siepmann
Michael Peter
Stefan Jucken
Christian Miller
Publikationsdatum
02.08.2024
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Notfall + Rettungsmedizin / Ausgabe 7/2024
Print ISSN: 1434-6222
Elektronische ISSN: 1436-0578
DOI
https://doi.org/10.1007/s10049-024-01383-6