01.06.2012 | Originalien
Bewusstlosigeit, Koma, Somnolenz, Stupor und Sopor
Wie werden diese Begriffe von Notfallmedizinern definiert und angewendet?
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 5/2012
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Hintergrund
Die Begriffe Bewusstlosigkeit, Koma, Somnolenz, Stupor und Sopor werden im deutschen Sprachraum, teilweise auch historisch bedingt, zur Beschreibung einer eingeschränkten Bewusstseinslage verwendet. Gleichzeitig existiert seit 1974 für diesen Zweck die „Glasgow Coma Scale“ (GCS), die eine relativ präzise Festlegung der Bewusstseinslage ermöglicht.
Material und Methoden
Die Erhebung erfolgte an zwei unterschiedlichen Kollektiven: aktive Notärzte (NÄ) und Ärzte eines Seminars zur Erlangung der Zusatzbezeichnung Notfallmedizin. Beide Gruppen wurden gebeten, anhand von geschlossenen oder skalierenden Fragen die oben benannten Begriffe zu definieren und den dazugehörigen GCS-Wert zu benennen. Zusätzlich erfragten wir die Indikationsstellung für eine Intubation in Abhängigkeit der genannten Begriffe.
Ergebnisse
Für die Begriffe Koma und Bewusstlosigkeit wurde von den aktiven NÄ im Median ein GCS-Wert von 7 [5–8; Interquartilsabstand 25–75% Quantil (IQ)] bzw. 9 (7–10; IQ) zugeordnet, von den Seminarteilnehmern wurde Koma mit 6,5 (5–8; IQ) und Bewusstlosigkeit mit 8 (8–10; IQ) bewertet. Nahezu 60% der Befragten waren der Meinung, dass der bewusstlose Patient – entgegen der Definition – keine gezielte Schmerzabwehr zeigt. Für den Begriff Somnolenz wurden eher höhere GCS-Werte vergeben [Median 11 (10–13; IQ) bzw. 12 (10–13,5; IQ)]. Stupor und Sopor wurden mit Werten eingeschätzt, die nahezu die gesamte Bandbreite des GCS abdecken.
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse veranschaulichen deutlich, dass den meisten Ärzten, unabhängig von ihrer notfallmedizinischen Qualifikation, nicht bewusst war, dass die Begriffe Koma und Bewusstlosigkeit gleich bedeutend sind. Ebenso konnte gezeigt werden, welche Unsicherheit in der Anwendung der nicht exakt definierten Begriffe Somnolenz, Sopor und Stupor besteht. Neben der numerischen GCS für die Beschreibung einer Bewusstseinsstörung sollten v. a. bei traumatologischen Patienten nur noch die Begriffe Bewusstseinstrübung oder Bewusstlosigkeit zur Anwendung kommen.
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