Die Atmung unterscheidet sich von anderen autonomen Funktionen wie dem Herzschlag durch die Möglichkeit der willentlichen Kontrolle. Dem Atem kommt dadurch ein bedeutender Stellenwert bei der therapeutischen Beeinflussung des autonomen Nervensystems zu. Riechen ist das verbindende Element zwischen der Atmung und den Emotionen. Die phylogenetisch geformte Beziehung zwischen Atmung, Kognition und Emotionalität lässt sich in der Atemtherapie gezielt nutzen. Psychologischer Stress, Angst oder Depression wirken sich direkt und nachhaltig auf die Atmung aus. Andererseits lassen sich durch eine Veränderung der Atemtechnik Stress und Emotionen positiv beeinflussen. Psychische Belastungen führen zur Ausbildung charakteristischer Atemstereotypen. Zu Beginn sind diese funktioneller Natur – persistiert jedoch der Stereotyp, können sich strukturelle Adaptionen und Beschwerden bilden. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass die Entspannungswirkung von Atemübungen vornehmlich durch das Hirn vermittelt wird. Die bedeutendsten Techniken hierfür sind die Verlangsamung der Atmung, die Veränderung der Atemrichtung und die Anpassung der Inspirations- respektiv Exspirationsdauer. Heute praktizierte evidenzbasierte Atemtechniken sind zu einem großen Teil aus fernöstlichen, achtsamkeitsbasierten Methoden hervorgegangen.