Traumatische Gefäßverletzungen stellen eine diagnostische und therapeutische Herausforderung dar. Sie sind insgesamt selten, jedoch potenziell lebensbedrohlich. Verletzungen großer Gefäße mit konsekutivem hämorrhagischem Schock sind die häufigste Ursache eines traumatischen Herzkreislaufstillstands. Am häufigsten sind Gefäße an Extremitäten betroffen, wobei diese sich als Blutung oder Ischämie manifestieren.
Die präklinischen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten sind, bis auf das Stillen externer Blutungen, limitiert. Deshalb steht der schnelle Transport in eine geeignete Klinik im Vordergrund. Im klinischen Management ist die Suche oder der Ausschluss von Gefäßverletzungen vorrangig. Erst nach Klassifikation des Patienten in stabil, borderline, instabil und in extremis erfolgt die Festlegung des weiteren Prozederes. Bei instabilen und In-extremis-Patienten erfolgt primär die Blutstillung und Stabilisation nach Damage-Control-Prinzipien. Hierbei kann eine Minimaldiagnostik (Röntgen, Focused Assessment with Sonography for Trauma [FAST]) hilfreich sein. Notfallchirurgische Maßnahmen der Blutstillung sind die primäre Naht, die Ligatur, das abdominelle/extraperitoneale pelvine Packing, Ballonkathetertamponade, REBOA („resuscitative endovascular balloon occlusion of the aorta“), Aortenclamping und der temporäre intravaskuläre Shunt. Bei allen anderen Patienten hat sich das Prinzip des primären Multislice Computertomogramm mit Kontrastmittel und gezielter chirurgischer Therapie (Early Adapted Care) durchgesetzt. Bei unklaren oder verdächtigen Befunden und entsprechendem Verletzungsmuster muss eine okkulte Gefäßverletzung durch erweiterte Diagnostik definitiv ausgeschlossen werden.
Der Schlüssel eines erfolgreichen Managements ist eine funktionierende Rettungskette, ein interdisziplinäres Management, rasche Diagnostik und adäquate Therapie.