Besonders deutlich zeigte sich ein signifikanter Unterschied im Kenntnisstand zwischen den Gruppen „Erste-Hilfe-Kurs länger als ein Jahr her“ und „Erste-Hilfe-Kurs innerhalb des letzten Jahres“ bei den Fragen „Herz-Kreislauf-Stillstand erkennen und versorgen“ und „AED kennen und anwenden“. So sahen sich von den 79 Teilnehmern der Gruppe „Erste-Hilfe-Kurs länger als ein Jahr her“ nur 20 % (
n = 16) in der Lage, einen Herz-Kreislauf-Stillstand zu erkennen und in Form einer Basisreanimation versorgen zu können, während die Teilnehmer der Gruppe „Erste-Hilfe-Kurs innerhalb des letzten Jahres“ mit 90 % (
n = 9) Ja-Antworten ein deutlich größeres Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten besaßen. Bei Notfallsituation #2 wird die Schnappatmung von Laien oft nicht als lebensbedrohlicher Zustand erkannt [
1] und ein damit einhergehender HKS nicht als solcher adressiert [
17]. Dies deckt sich mit den Ergebnissen dieser Untersuchung, insofern als das die Schnappatmung in Notfallsituation #2 nur von 6 % (
n = 5) der 89 Teilnehmer als solche erkannt und die richtigen Maßnahmen eingeleitet wurden. Bedenkt man, dass die Schnappatmung primär in bis zu 40 % aller OHCA zu beobachten ist [
17], wird deutlich, dass mit einem verstärkten Fokus auf eine verbesserte und fundiertere Ausbildung zu agonalen Atemmustern additiv zum Reanimationstraining viel gewonnen werden kann. Die führenden Gründe für Unsicherheit beim Erkennen und Versorgen eines Herz-Kreislauf-Stillstands in der Gruppe „Erste-Hilfe-Kurs länger als ein Jahr her“ waren „fehlendes Wissen“ und die „Angst etwas falsch zu machen/Schaden zuzufügen“. Dies deckt sich mit vorherigen Untersuchungen aus Deutschland [
11,
14] und auch Daten aus Ghana und Taiwan [
2,
16] und zeigt, wie wichtig es ist, dem Laien die Angst vor einer möglicherweise falsch durchgeführten Maßnahme zu nehmen. In einer chinesischen Studie wurde sogar gezeigt, dass nur 2,4 % aller Studienteilnehmer nicht bereit wären zu reanimieren, wenn die Laienreanimation gesetzlich geschützt werden würde, statt 23,7 % Verweigerer im jetzigen gesetzlich ungeschützten Zustand [
6]. Dem Gedanken „Wer nichts macht, macht nichts falsch“ muss hier mit allen Mitteln entgegengetreten werden. Einen AED zu kennen und praktisch anzuwenden, trauten sich prozentual ebenfalls deutlich mehr Teilnehmer der Gruppe „Erste-Hilfe-Kurs innerhalb des letzten Jahres“ zu. Auch hier wird deutlich, wie wichtig regelmäßiges Training in Theorie und Praxis ist, um Unsicherheiten und Ängsten der Ersthelfer zu begegnen. Fällt der Unterschied bei der Abfrage von speziellem Wissen zwischen den Gruppen „Erste-Hilfe-Kurs länger als ein Jahr her“ und „Erste-Hilfe-Kurs innerhalb des letzten Jahres“ zur Basisreanimation deutlich kleiner aus als erwartet, so ist der Unterschied bei „HKS erkennen und versorgen“ und „AED kennen und anwenden“ signifikant. Hier scheint ein Zusammenhang zwischen dem tatsächlichen – durch richtige Antworten festgestellten – Kenntnisstand, dem subjektiv empfundenen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und einem innerhalb des letzten Jahres besuchten Erste-Hilfe-Kurses zu bestehen.
Diese Erkenntnis ist absolut positiv zu bewerten, fängt doch jede Erstversorgung eines Hilfsbedürftigen mit dem Vertrauen des Laien in seine eigenen Fähigkeiten und der intrinsischen Motivation, diese für das Allgemeinwohl einzusetzen, an.