01.07.2021 | Editorial
Versorgung und Teilhabe im Quartier – Beiträge stationärer Pflegeeinrichtungen
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 4/2021
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Die Öffnung stationärer Altenhilfeeinrichtungen in das Gemeinwesen wurde bereits in den 1980er-Jahren gefordert. Sie soll die Exklusion von Heimbewohner*innen verhindern, eine Kultur der Unterstützung im Gemeinwesen befördern und zugleich Heime als Orte der Begegnung und Versorgung für das Gemeinwesen erschließen [4]. Auch neuere Konzepte knüpfen daran an. Bleck et al. [1] unterscheiden Ansätze der Öffnung der Heime für und die Öffnung zum bzw. in den Sozialraum. Bei der ersten Variante geht es v. a. um die Nutzung von Angeboten und Räumen einer Pflegeeinrichtung durch die Bürgerschaft oder Vereine, Gremien, Netzwerke etc. aus dem Sozialraum. Bei der zweiten Variante liegt der Fokus auf der Bewohnerschaft des Pflegeheims und deren Unterstützung im Hinblick auf die Teilhabe. Vor diesem Hintergrund wurden im letzten Jahrzehnt Ansätze der Heimöffnung gestärkt sowie in ihren Zielsetzungen und Ansatzpunkten weiter ausdifferenziert:-
Zu nennen ist zum einen die altenpolitisch forcierte „Quartiersentwicklung“ als Querschnittsaufgabe zur Neuausrichtung der Altenhilfe und -pflege (z. B. Masterplan Altengerechte Quartiere.NRW), die sich in zahlreichen Forschungs- und Entwicklungsprojekten in der Sozialen Gerontologie und Altenarbeit spiegelt. Vor Ort beteiligten sich stationäre Pflegeanbieter zunehmend als (Mit‑)Verantwortliche für eine gelingende Versorgung und Teilhabe alter und pflegebedürftiger Menschen im Quartier. Hier stellt sich u. a. die Frage, inwiefern Pflegeheime trotz ihrer Prägung als Exklusionsinstanz zu einem inklusiven Gemeinwesen beitragen können.
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Zum anderen rückte der Ausbau sektorenübergreifender Versorgungsmodelle zusehends auf die gesundheitspolitische Agenda (z. B. Bund-Länder-Arbeitsgruppe Sektorenübergreifende Versorgung). Er ist insbesondere für die Langzeitversorgung wichtig, um auf das komplexe Problem „Pflegebedürftigkeit“ angemessen reagieren zu können. Stationäre Pflegeanbieter haben bereits begonnen, ihre Angebote auch für Menschen, die in eigener Häuslichkeit leben, zugänglich zu machen. Fragen, die hier im Zentrum stehen, sind, inwiefern Versorgungsbrüche zwischen ambulanter und stationärer Pflege abgemildert werden können und inwiefern eine Unterstützung für ältere Menschen im Quartier aus Pflegeheimen heraus (mit)gestaltet werden kann.
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