Am Einsatzort ist es essenziell, alle zur Verfügung stehenden prognoserelevanten Informationen zur Einschätzung der Gefährdung des Patienten zu nutzen. In vorliegender Studie wurde geprüft, inwieweit bei PKW-Unfällen bestimmte Unfallmechanismen spezifische Verletzungsmuster bedingen. Zudem wurde der protektive Wert passiver Schutzmechanismen analysiert. In einem prospektiven Studiendesign wurden Daten von 141 verunfallten PKW-Insassen am Einsatzort sowie im weiteren klinischen Verlauf erfasst. Die überwiegende Mehrzahl der Patienten erlitt einen PKW-Unfall mit seitlicher (51,1%) oder frontaler (47,5%) Intrusion. In den meisten Fällen wurde die Eindringschwere in das Fahrzeug als schwer (51,1%) bzw. sehr schwer (39,0%) kategorisiert. Alle erfassten Patienten wurden beim Aufprall durch einen Sicherheitsgurt geschützt. In 41,1% der Fälle kam es zur Auslösung des Airbags. Durch dessen zusätzlichen Schutz reduzierte sich der Anteil der innerhalb der ersten 24 h versterbenden Patienten deutlich von 29,3% auf 8,0%. Am höchsten war der Anteil früh verstorbener Patienten bei einem Frontalaufprall, wenn die PKW-Insassen lediglich durch Gurt geschützt wurden (34,1%). Bei schweren Frontalintrusionen erlitten die PKW-Insassen in 100% der Fälle eine Verletzung im Schädel-Hals-Bereich. Durch die Airbagauslösung konnte deren Schwere deutlich reduziert werden. Bei den schweren seitlichen Intrusionen dominierten die Verletzungen des Körperstamms (Thorax und Abdomen). Sowohl bei seitlichen als auch frontalen Intrusionen kam es sehr häufig zu Extremitätenverletzungen. Ein Airbag wirkte sich in dieser Körperregion lediglich beim Frontalaufprall protektiv aus. Die Gesamtverletzungsschwere der PKW-Insassen konnte durch die zusätzliche Frontalairbagauslösung sowohl bei frontaler als auch seitlicher Intrusion deutlich gemindert werden. Die Intrusionsschwere und die wirksam gewordenen Rückhaltesysteme sind in die Gesamteinschätzung des Unfallverletzten zukünftig stärker mit einzubeziehen.