In einer retrospektiven Studie mit Daten aus 104.962 Primäreinsätzen von 28 Luftrettungszentren der ADAC-Luftrettung und des Bundesinnenministeriums vom 01.01.1999 bis 31.12.2003 wurde die Validität des präklinisch erhobenen NACA-Scores untersucht. Zur Klassifikation der Vitalfunktionen wurde der physiologisch orientierte, für die präklinische Patientenversorgung konzipierte MEES als Score genutzt. Für die Beurteilung der Notfallschwere war der kritischste Messwert für die jeweilige Vitalfunktion aus der präklinischen Versorgungsphase maßgebend. Die Ergebnisse zeigen, dass pathologische Messparameter der Vitalfunktionen für die Einordnung im NACA-Score durch den Notarzt in z. T. mehr als der Hälfte der Fälle keine Berücksichtigung finden. Selbst eindeutige Verläufe wie eine Reanimation oder der Tod des Patienten werden nicht korrekt klassifiziert. Auch unbestritten vitalbedrohende Krankheitsbilder wie der akute Myokardinfarkt (Fehleinschätzung: 51,5%), die Lungenembolie (40,1%) oder das Polytrauma (22,5%) werden im NACA-Score nicht als vitalbedrohend (mindestens NACA-Stufe V) eingeordnet. Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass in Übereinstimmung mit der Literatur die Einordnung der Notfallschwere im NACA-Score durch den Notarzt stark subjektiven Einflüssen unterliegt. Daraus ergibt sich, dass der NACA-Score für wissenschaftliche Fragestellungen, zur Qualitätskontrolle und zur retrograden Beurteilung der Einsatzindikation allein ungeeignet ist. Es sollte ein modifizierter NACA-Score erarbeitet werden, der sich auf objektive Messwerte stützt.