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29.11.2022 | Originalien
Umsetzung der standardisierten und strukturierten Notrufabfrage in deutschen Rettungsleitstellen im Jahr 2019
Ergebnisse einer bundesweiten Erhebung
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin
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Hintergrund
Die Leitstellen (LtSt) des Rettungsdiensts stellen über das Notrufgespräch eine Scharnierfunktion zwischen Hilfesuchenden und dem professionellen Rettungssystem dar. Im Telefonat müssen unter Zeitdruck essenzielle Daten wie Notfallort, Bewusstseinslage und Atmung präzise erfasst werden. Im Anschluss erfolgt die Disponierung des adäquaten Rettungsmittels. Zur Verbesserung der Entsendungspräzision und der Dokumentation werden in deutschen LtSt zunehmend standardisierte und strukturierte Notrufabfragen (sNA) eingeführt.
Fragestellung
Ziel ist die bundesweite Erfassung der sNA-Nutzung in deutschen LtSt sowie die Ermittlung der genutzten Abfragealgorithmen. Weiter sollen der Anteil der Notrufe mit sNA-Nutzung und Grenzen der Nutzung erfasst werden. Die LtSt werden befragt, ob sie eine sNA auch anderen LtSt empfehlen und welche Gründe gegen die Einführung einer sNA sprechen.
Material und Methoden
Es erfolgt eine Onlinebefragung unter allen 233 deutschen LtSt des Rettungsdiensts im Zeitraum April bis Juni 2019.
Ergebnisse
188 von 233 Leitstellenadressen nahmen an der Befragung teil (80,7 %). 157 Fragebögen (67,4 %) waren verwertbar. 87 LtSt (55,4 %) verwenden eine sNA, 46 LtSt (29,3 %) planen die Einführung, 24 LtSt (15,3 %) nicht. Es wird eine Vielzahl von Abfragealgorithmen verwendet. Dabei dominieren kommerziell erhältliche Lösungen (59,3 % der LtSt mit sNA-Nutzung), gefolgt von selbst erstellten Algorithmen (27,9 %). 74,7 % der LtSt mit sNA-Nutzung empfehlen die Einführung uneingeschränkt.
Diskussion
sNA finden in deutschen LtSt bereits in der Mehrzahl, jedoch nicht flächendeckend Anwendung. Die Vielzahl der Abfragealgorithmen erschwert eine Evaluation der sNA. Größtes Hindernis der Einführung scheint die Angst vor Ablehnung durch die DisponentInnen zu sein.