01.10.2012 | Beiträge zum Themenschwerpunkt
Thesen zur kritischen Gerontologie aus sozialwissenschaftlicher Sicht
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 7/2012
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Der vorliegende Beitrag formuliert Eckpunkte für eine kritische Gerontologie und versteht sich als Denk- und Diskussionsanstoß aus der Perspektive der kritischen Sozialwissenschaften. Wissenschaftstheoretisch folgt er einem normativen Universalismus und grenzt sich von einer „Ordnungswissenschaft“ ab, die sich auf gesellschaftliche Selbstbeobachtung beschränkt. Die Thesen befassen sich mit der sozialen Konstruktion von Alter(n) unter den Bedingungen moderner kapitalistischer Gesellschaften und stellen Alter(n) in einen Kontext mit neoliberaler Wirtschafts- und Sozialpolitik. Der Beitrag erläutert Bedingungen des Umbaus des deutschen Wohlfahrtsstaats zum „aktivierenden Staat“, mit dem eine Prekarisierung der Lebenslagen vieler älterer Menschen einhergeht. Weiter werden kulturelle Perspektiven für ein selbstbestimmtes Leben im Alter, das immer auch als Lernaufgabe zu sehen ist, nachgewiesen. Auf diese Weise werden die komplexen Wechselwirkungen zwischen Gerontologie und der sozialen sowie politischen Praxis im Sinne einer praxeologischen und kritischen Theorie in ihrer Totalität erfasst. Zugleich orientiert sich kritische Gerontologie an der Menschenmöglichkeit und versucht Restriktionen für ein erfüllendes Leben im Alter zu erkennen und Perspektiven zu deren Überwindung aufzuzeigen. Es geht darum, das eigene professionelle Handeln zu reflektieren, es theoretisch besser anschlussfähig zu machen an kritische alternswissenschaftlichen Diskurse und so einen Beitrag zur Emanzipation älterer Menschen von Herrschaftsdiskursen zu leisten.
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