Therapiebedürftige Schlangenbisse (Vergiftungen mit Schlangengift) sind im europäischen Raum selten. Aufgrund privater Schlangenhaltung kommen jedoch auch Vergiftungen durch exotische Schlangen vor. Die Hauptgiftwirkung erklärt sich durch den jeweiligen Beißapparat des Tieres. Die heimischen Giftschlangen (Viperidae) zeichnen sich durch eine lokale Giftwirkung aus. Der Biss der Giftnattern (Elapidae) dagegen ist vorwiegend neurotoxisch (durch Effekte an peripheren Nerven), während Gerinnungsstörungen und lokale Symptome hauptsächlich durch die Grubenottern (Crotalidae) ausgelöst werden. Die systemische Giftwirkung gleicht dem hyperdynamen Schock. Neben der Zusammensetzung des Toxins und der Giftmenge tritt eine systemische Giftwirkung u. a. abhängig von Bissort, Bisstiefe und fehlender Ruhigstellung nach dem Schlangenbiss auf. Diagnostisch ist neben dem klinischen Befund und laborchemischen Untersuchungen die genaue Klassifizierung der Gattung notwendig; auf dieser Basis kann bei schweren Vergiftungen eine spezifische Therapie mit einem Schlangenantiserum veranlasst werden.