Im Notarztdienst ist der Stromunfall ein seltenes, jedoch für Patient und Helfer potenziell lebensbedrohliches Ereignis. Die weitaus meisten Fälle spielen sich im Bereich des Haushaltstroms ab (240–400 V Wechselstrom). Hier ist v. a. die Auswirkung auf das Herz mit Auslösung von Kammerflimmern lebensbedrohlich. Im Bereich der Hochspannung (> 1000 V) in Industrie- und Bahnanlagen und beim Blitzunfall tritt die Verbrennung durch den Lichtbogenüberschlag in den Vordergrund. Zusätzlich sind Schädigungen v. a. des neuromuskulären Gewebes möglich. Außerdem sind Sekundärverletzungen durch Schreck, Sturz und Muskelkontraktion zu bedenken. Vorrang vor den Erstmaßnahmen der Helfer muss zunächst deren Eigensicherung haben: Abschalten der Stromquelle, bei Starkstrom zusätzlich Erdung vor und hinter der Unfallstelle. Die medizinische Therapie richtet sich nach den im Vordergrund stehenden Befunden. Nach Stabilisierung des Patienten wird dieser unter ärztlicher Begleitung in ein kardiologisches, traumatologisches oder Verbrennungszentrum transportiert.