08.04.2022 | Themenschwerpunkt
Sprachportrait einer russisch- und deutschsprachigen an Demenz erkrankten Frau
Longitudinale Beobachtungen aus einem deutschsprachigen Pflegeheim
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 4/2022
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Hintergrund
Die Vorteile einer Nutzung der sprachlichen Ressourcen mehrsprachiger Pflegebedürftiger sind offensichtlich. Oft ist jedoch eine Umsetzung kaum möglich, was zu einer Reduzierung der sprachlichen Möglichkeiten Betroffener führt.
Ziel der Arbeit
Diese Fallstudie zeigt die Unterschiede der Ausdrucksmöglichkeiten einer an Demenz erkrankten zweisprachigen (russisch und deutsch) Frau in ihren Sprachen und betrachtet deren longitudinalen Veränderungen.
Material und Methodik
Datenmaterial aus 4 Beobachtungsjahren (Gesprächsaufnahmen, linguistische Tests, Interviews mit Pflegekräften) fließt in die Erstellung eines Sprachportraits ein.
Ergebnisse
Die Ausdrucksmöglichkeiten und Veränderungen in den Sprachen sind unterschiedlich. Im Deutschen liegen sie in der Rezeption auf Wort- und Satzebene, die Produktion beschränkt sich auf die Wortebene; beide bleiben konstant. Im Russischen findet eine Veränderung statt: Von aktiver Gesprächsteilnahme und sicherem sprachlichen Ausdruck kommt es zu abnehmender Bereitschaft zur Interaktion und zu inhaltlich und syntaktisch weniger komplexen Repliken, dennoch bleiben bessere und produktive Russischkompetenzen.
Schlussfolgerung
Die dargestellte asymmetrische Verteilung der Ausdrucksmöglichkeiten in den Sprachen birgt die Gefahr einer einseitigen Einschätzung der allgemeinen Fähigkeiten der Person. Dies unterstreicht die Notwendigkeit eines differenzierten Blicks auf die Sprachen.
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