Die Oberflächen von Einrichtungsgegenständen und medizinischen Geräten oder wiederverwendbaren Medizinprodukten im Rettungswagen (RTW) stellen einen potenziellen Vektor zur Übertragung von Krankheitserregern dar und müssen daher gereinigt und desinfiziert werden. Im Rahmen dieses Pilotversuchs wurde die Adenosintriphosphat(ATP)-Biolumineszenz-Testung als mögliches Hilfsmittel zur Risikoanalyse und Motivationssteigerung untersucht.
Es wurden acht Beobachtungspunkte festgelegt und an fünf Tagen während der morgendlichen RTW-Schichtübergabe mittels ATP-Biolumineszenz untersucht. Die Ergebnisse wurden unmittelbar mit der jeweiligen Besatzung besprochen und dienten als Grundlage der einrichtungsspezifischen Festlegung von Bewertungsgrenzwerten. Anschließend wurde ein Spot-Check von 22 potenziell relevanten Oberflächen durchgeführt und die RTW-Besatzung zu den Ergebnissen befragt.
27,2 % der Oberflächen beim Spot-Check wiesen eine hohe Belastung auf, 31,8 % eine mäßige Belastung und 41 % eine geringe Belastung. Als auffällige Oberflächen wurden der Touchscreen des Dokumentations-Tabletcomputers, der Handgriff des im Notfallkoffer mitgeführten PVK-Sets, der Sauerstoffregler im Beatmungsrucksack, der Entriegelungsschalter der Trage, die Hautdesinfektionsmittelflasche im PVK-Set im RTW und die Beatmungsschlauchhülle identifiziert. Unsere Befragung legt als Ursache für eine nicht ausreichende desinfizierende Reinigung in erster Linie „Nachlässigkeit durch Routine“ nahe.
Die Reinigung und Desinfektion von Hand- und Patientenkontaktflächen im Rettungswagen leistet einen Beitrag im Sinne der Basishygiene zur Unterbrechung von potenziellen Infektionsketten. ATP-Biolumineszenz-Messungen können einen Beitrag zur Identifikation relevanter Oberflächen im Rahmen der Risikoanalyse darstellen und als Feedbackinstrument zur Bewusstseinsschärfung und zur Motivation der Mitarbeitenden im Rahmen einer gelebten Sicherheitskultur im Rettungswesen verwendet werden.