Wir werden als geschlechtliche Wesen geboren und erleben die Welt bis zuletzt als Männer und Frauen. Auch demenzkranke Hochbetagte haben Sehnsucht nach Sexualität, nach Wärme und Zärtlichkeit, nur drücken sie ihre Bedürfnisse in anderer Weise aus. Voraussetzungen für ein besseres Verständnis ihrer Wünsche und Nöte sind die Akzeptanz ihres „Andersseins“, einfühlsame Beobachtung und gelingende empathische Kommunikation. Am Beginn einer Demenz zeigen Männer ihre sexuellen Bedürfnisse durch unmissverständliches Verhalten, während Frauen Wünsche dieser Art leugnen oder – wenn der innere Druck zu hoch wird – verschlüsselt ausdrücken. Ist die Erkrankung fortgeschritten, geht allmählich die Kontrolle ganz verloren. Es gibt dann keine Tabuthemen mehr. Sexuelle Wünsche, aber auch sexuelle Ängste und traumatische Erlebnisse können endlich frei geäußert werden. Wenn wir für dieses Thema offen bleiben, können wir viel dazu beitragen, die Lebensqualität alter demenzkranker Menschen zu erhöhen.