29.09.2021 | Originalien
Prävalenz und Ursachen von Fehltriagierung am Beispiel einer universitären Notaufnahme
Prozessanalyse und -optimierung anhand des Manchester Triage System
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 8/2023
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Hintergrund
Notaufnahmen in Deutschland werden mit steigenden Patientenzahlen konfrontiert. Um den wachsenden Bedarf an medizinischer Versorgung zu managen, wurden flächendeckend standardisierte Triagesysteme eingeführt und gesetzlich vorgeschrieben.
Ziel der Arbeit
Nach der Implementation des Manchester Triage System in der chirurgischen Notaufnahme eines überregionalen Traumazentrums gab es Hinweise auf relevante Fehltriagierung. Diese Arbeit untersucht die Prävalenz und die Ursachen der Fehltriagierung und zeigt mögliche Gegenmaßnahmen.
Material und Methoden
Eine Querschnittstudie mit 2 Studienzweigen einer prospektiven Prozessbeobachtung und einer retrospektiven Fallanalyse von Triageepisoden.
Ergebnisse
Von 14.156 im Beobachtungszeitraum behandelten Patienten wurden 497 Triageepisoden prospektiv beobachtet und 720 Triageepisoden retrospektiv untersucht. Es wurden 51,6 % der Dringlichkeitsstufe „Rot“ bzw. 37,1 % „Blau“ fehltriagiert. Mögliche Ursachen fanden sich in den Bereichen der Anwender („Rot“: 88,9 %, „Blau“: 85,7 %), der Prozessgestaltung („Rot“: 91,9 %, „Blau“: 12,8 %) und des Triagesystems („Rot“: 8,1 %, „Blau“: 15,8 %).
Diskussion
Die Studie zeigt das Vorliegen einer relevanten Fehltriagierung und impliziert, dass auch ein standardisiertes Triagesystem nach Implementation einer Überprüfung und Integration in bestehende Strukturen bedarf. Wie sich zeigte, ist die Fehltriage ein multifaktorielles Geschehen, verschiedene mögliche Fehlerquellen bedingen sich gegenseitig und führen zu fehlerhaften Einschätzungen. Dem sollte nicht mit Einzelmaßnahmen, sondern mit einem Maßnahmenpaket begegnet werden, um die Triage sicher und effizient zu gestalten.
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