Auf dem Weg zu einer bundeseinheitlichen Regelung der Pflegeassistenzausbildung fand am 8. August die Anhörung der Verbände statt. Streitpunkt bleibt die Dauer der reformierten Ausbildung.
Der Referentenentwurf für ein Pflegeassistenzgesetz stellt eine 18-monatige Ausbildung sowie eine 12-monatige Ausbildungsvariante mit eingeschränkten Kompetenzen zur Diskussion. Daher war die Dauer der geplanten bundeseinheitlichen Pflegeassistenzausbildung ein zentraler Punkt in der Verbändeanhörung am 8. August. Die Vorstellungen der verschiedenen Interessensgruppen liegen zum Teil weit auseinander. So bringt der DPR mit einer 24-monatigen Ausbildung einen weiteren Vorschlag ins Spiel.
DPR: 12 Monate Ausbildung reichen nicht aus
Der Deutsche Pflegerat (DPR) hat am Donnerstag unmissverständlich klargemacht, dass eine einjährige Pflegeassistenzausbildung bei weitem nicht ausreicht. Gute Qualität funktioniere nicht mit einer 12-monatigen Ausbildung, hieß es. Ratspräsidentin Christine Vogler warnte vor einer „erheblichen Deprofessionalisierung“ der Pflegeberufe und einer Überforderung derjenigen, die in eine solche Ausbildung starten: „Diese kurze Ausbildungsdauer reicht nicht aus, um die notwendigen pflegerischen Kompetenzen zu vermitteln, die für eine qualitativ hochwertige Pflegepraxis erforderlich sind. Das Einsatzfeld der Absolvent*innen einer solch kurzen Ausbildung in der Pflege ist damit stark begrenzt.“ Dies widerspreche den Anforderungen einer modernen und professionellen Pflegepraxis.
Der DPR appellierte in seiner Stellungnahme an die Politik, die Ausbildungsdauer auf 24 Monate hochzusetzen. „Nur so kann die Ausbildung der Pflegefachassistenz den hohen Qualitätsstandards entsprechen und die notwendige Durchlässigkeit im Pflegebildungssystem gewährleisten", so Vogler weiter. Einen Zugang ohne Schulabschluss lehnt der DPR wie zuvor der DBfK kategorisch ab.
Zudem plädiert der DPR für die Berufsbezeichnung „Pflegefachassistentin“ bzw. „Pflegefachassistent“ oder „Pflegefachassistenzperson“. Dies entspreche dem Anspruch an die pflegefachlichen Kompetenzen der zukünftigen auszubildenden Berufsgruppe.
Auf vielfältige Anforderungen vorbereiten
Der Bundesverband Pflegemanagement lehnt die zwölfmonatige Ausbildungsvariante ebenfalls klar ab und befürwortet eine 18-monatige Pflegeassistenzausbildung. Diese gewährleiste „umfassendere Qualifikation und eine bessere Vorbereitung auf die vielfältigen Anforderungen in der Pflege“. Zudem seien auch Rehabilitationseinrichtungen als praktische Ausbildungsträger zu berücksichtigen. Dies würde ein „Mehr an Chancen“ sowohl mit Blick auf die Ausbildung als auch auf eine gute sektorenübergreifende Versorgung ermöglichen.
Berufsbilder in der Pflege müssen sich ergänzen
Weitere Befürworter einer 18-monatigen Pflegeassistenzausbildung sind der Deutsche Evangelische Krankenhausverband (DEKV), die Diakonie Deutschland und der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP). Diese Ausbildungsdauer sei unabdingbar. „Die Ausbildung muss umfassende Kenntnisse vermitteln, damit die Absolventinnen und Absolventen sich im qualifikationsgemischten Team einbringen können“, so der Vorsitzende des DEKV, Christoph Radbruch. Weil Patientinnen und Patienten immer komplexere Erkrankungsbilder aufwiesen, ließen sich die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten nicht in einer zwölfmonatigen Ausbildung vermitteln.
In einer gemeinsamen Stellungnahme nannten die drei Verbände am Donnerstag weitere Punkte, um das Berufsbild Pflegeassistenz im Qualifikationsmix zu schärfen. So fordern sie u.a., behandlungspflegerische Aufgaben wie subkutane Injektionen, Medikamentengabe, das Anlegen von Kompressionsstrümpfen oder -verbänden sowie Sauerstoffgabe in die Ausbildungs- und Prüfungsordnung zu übernehmen. „Klare Kompetenzen tragen zur Zufriedenheit mit der Arbeit bei – ein wichtiger Aspekt, um Mitarbeitende für die Pflege zu gewinnen und im Beruf zu halten", so Radbruch.
bpa: „Jeder Monat zählt“
Dagegen will der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) angesichts der aktuellen Versorgungssituation die Pflegeassistenzausbildung auf zwölf Monate begrenzen: „Pflegeeinrichtungen müssen am laufenden Band Versorgungsanfragen ablehnen, vor allem weil das Personal fehlt. Dabei geht es längst nicht mehr nur um Fachkräfte“, unterstrich Verbandspräsident Bernd Meurer. Immer mehr Familien gerieten dadurch unter Druck.
In dieser Krisensituation zähle jeder Monat. Eine einjährige Assistenzausbildung bringe schnell die dringend benötigte Kräfte in die Versorgung. Zudem spreche sie zusätzliche Bewerbergruppen an. Sie sei daher die „sinnvolle Antwort auf die aktuelle Situation“. (ne)