Zusammenfassung
Die zur Familie der Picornaviridae („pico“ = klein; rna = „ribonucleic acid“) gehörenden Entero- und Rhinoviren sind die häufigsten Erreger von Virusinfektionen des Menschen, da jeder Mensch aufgrund der großen Zahl ihrer Typen (über 200) multiple Infektionen durchmacht. Obwohl die meisten Picornavirus-Infektionen nur milde Erkrankungen verursachen, haben einige Enterovirustypen eine große klinische und epidemiologische Bedeutung, so z. B. die Polioviren als Erreger der Poliomyelitis („Kinderlähmung“). Zahlreiche andere Enteroviren (inkl. Coxsackie-Virus, ECHO-Virustypen) und die Parechoviren sind die Ätiologie einer Vielzahl von Krankheitsbildern wie z. B. von aseptischer Meningitis, Sommergrippe, Enzephalitis und Myokarditis. Auch eine Reihe schwerer Erkrankungen (Diabetes mellitus Typ 1, dilatative Kardiomyopathie) wird bei genetisch prädisponierten Individuen wahrscheinlich durch Enterovirus-Infektionen ausgelöst. Außerdem gehört zu den Picornaviridae eine Vielzahl von Rhinoviren. Diese sind die häufigsten Erreger von Erkältungskrankheiten („common cold“), können aber bei immunsupprimierten Patienten gelegentlich schwere respiratorische Infekte des unteren Respirationstrakts verursachen. Der Erreger der Hepatitis A ist ebenfalls ein Picornavirus, wird aber bei den Hepatitisviren in Kap. 71 näher beschrieben.