Die französische Notfallmedizin blickt auf eine lange Geschichte zurück und hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Aufgrund der stetig steigenden Patientenzahlen sowie der zunehmenden medizinischen Komplexität innerhalb der Notaufnahme kommt es mit der anstehenden Einführung des Facharztes für Notfallmedizin zu einer vollständigen Anerkennung der Disziplin.
Der lange und oft beschwerliche Anerkennungsprozess zeichnete sich durch eine über 50-jährige Entwicklung, bestehend aus Kompromisslösungen und Zwischenschritten, aus. Ähnlich wie aktuell in Deutschland musste aufgrund von Widerständen der einzelnen Fachgesellschaften, die Notfallmedizin als eigenständiges Fach anzuerkennen, der Umweg über die Einführung der Zusatzbezeichnung gewählt werden.
Der ab 2016 neu eingeführte Facharzt für klinische Notfallmedizin beinhaltet ein 4-jähriges Curriculum, welches neben einem Katalog an zu erlernenden Fertigkeiten eine vorgegebene Anzahl an Rotationen durch relevante Fachgebiete vorgibt und mit einer Doktorarbeit im Fachgebiet Notfallmedizin abgeschlossen wird. Gleichzeitig besteht für die zukünftigen französischen Fachärzte für Notfallmedizin die Möglichkeit der ambulanten Niederlassung als Notfallmediziner.
Der französische Weg zur Professionalisierung der klinischen Notfallmedizin ist aus deutscher Sicht durchaus als mögliches Vorbild zu sehen. Dies beruht zum einen auf Parallelen im Gesundheitssystem, zum anderen auf den ähnlichen berufspolitischen Voraussetzungen. Die in Deutschland anhaltende Diskussion zur Zukunft der klinischen Notfallmedizin sollte diesen Aspekt in Betracht ziehen.