Während einer Pandemie ist es erforderlich, zum Schutz der Bevölkerung weitreichende Entscheidungen zu treffen, um den Infektionsverlauf unter Kontrolle zu bringen. Die ergriffenen Maßnahmen haben möglicherweise direkte und längerfristige Auswirkungen auf die Häufigkeit und Art von Rettungseinsätzen in der Notfallmedizin.
In diesem Beitrag sollen relevante Indikatoren zum Beschreiben einer Pandemie verständlich erläutert werden. Außerdem zielt er darauf ab, anhand des SIR-Modells darzulegen, wie ein epidemiologisches Modell zur Beschreibung des Pandemieverlaufs mathematisch generiert wird (SIR steht für: suszeptibel [empfänglich, anfällig], infektiös/ansteckend, „removed“ [genesen/verstorben]).
Zunächst wird der zeitliche Verlauf einer Infektion beschrieben. Danach wird die Bedeutung relevanter Kenngrößen wie Basisreproduktionszahl, Inzidenz oder Letalität dargelegt. Anhand des SIR-Modells wird aufgezeigt, wie der Pandemieverlauf mithilfe eines Differenzialgleichungssystems beschrieben werden kann und wie es möglich ist, basierend auf unterschiedlichen Rahmenbedingungen den zu erwartenden Verlauf sowie die Auswirkung von nichtpharmakologischen Maßnahmen zu prognostizieren. Schließlich werden der Nutzen und die Limitationen epidemiologischer Modelle erörtert.
Es zeigt sich, dass diese Modelle trotz einiger Limitationen (etwa bedingt durch mangelhafte Datenstruktur, eine ineffiziente Teststrategie oder eine unbekannte Dunkelziffer) ein wichtiges Hilfsmittel darstellen, um mögliche Szenarien zu simulieren und die Wirkung unterschiedlicher Präventionsmaßnahmen abzuschätzen.