Seit ihrem Ursprung vor mehr als 60 Jahren hat die britische Notfallmedizin bis zu ihrer Anerkennung als eigenständiges Fachgebiet zunächst einen steinigen Weg begangen. In den letzten 30 Jahren entwickelte sich die klinische Notfallmedizin dann dynamisch zu ihrer jetzigen Struktur. Ziel dieser Arbeit ist die Darstellung der Entwicklung und aktuellen Situation sowie der zukünftigen Herausforderungen und Perspektiven dieses sich innerhalb Europas zunehmend entwickelnden Fachgebiets.
Literaturrecherche und Bericht aus eigenen Erfahrungen des Autors über die historische Entwicklung, Weiterbildungsstruktur, Aufgabengebiete, Qualitätsstandards, aktuelle Herausforderungen und zukünftige Entwicklungen der klinischen Notfallmedizin in Großbritannien.
Die britische Weiterbildung in klinischer Notfallmedizin deckt die Inhalte des europäischen Curriculums für Notfallmedizin ab und ist hoch entwickelt. Sie bietet eine vielfältige und gut supervidierte Ausbildung für Ärzte, welche einen holistischen Zugang zu Patientenversorgung bevorzugen und sich gegen eine Überspezialisierung entschieden haben. Die Arbeit in der Notaufnahme erlaubt prinzipiell eine ausgewogene Work-Life-Balance, zeichnet sich jedoch durch eine hohe Arbeitsbelastung vor Ort aus. Durch ein nationales Benchmarking konnte die medizinische Versorgung in britischen Notaufnahmen entscheidend objektiviert, standardisiert und optimiert werden.
Die klinische Notfallmedizin in Großbritannien ist europaweit am weitesten entwickelt und zeichnet sich durch eine gut strukturierte Weiterbildung aus. Somit erscheint das Fachgebiet sehr attraktiv für junge Ärzte. Dem entgegen steht jedoch die aktuelle Entwicklung der Arbeitsbelastung in britischen Notaufnahmen, welche die Rekrutierung für Weiterbildungsstellen erschwert. Die national ergriffenen Maßnahmen zur Gegensteuerung können derzeit noch nicht abschließend bewertet werden.