Es ist wenig bekannt, inwiefern sich ältere von jüngeren Patienten im Krankenhaus hinsichtlich Aufnahmegrund, Komorbiditäten, Diagnostik, Therapie und interkurrenter Probleme unterscheiden.
Die Charakteristika wurden retrospektiv an über 90-jährigen Patienten („nonagenarians“), die in eine internistische Akutabteilung aufgenommen wurden, beschrieben und mit einer Kontrollgruppe von 70- bis 75-Jährigen verglichen.
Eingeschlossen wurden alle im Jahr 2011 aufgenommenen Nonagenarians und geschlechtsgematchte Kontrollpatienten. Aus den Krankengeschichten wurden Aufnahmegrund, Komorbiditäten, Diagnostik, Therapie, interkurrente Probleme und Entlassungsmedikation erhoben, mittels Sterbedatenabgleich die 8‑Jahres-Mortalität.
Das Alter der 117 Nonagenarians (81 Frauen) war 92 ± 2,5 der Kontrollpatienten 72 ± 1,6 Jahre. Nonagenarians wurden häufiger wegen neurologischer Symptome (19 vs. 7 %) aufgenommen, waren häufiger von Niereninsuffizienz (85 vs. 67 %), Herzinsuffizienz (35 vs. 21 %), Malignomen (29 vs. 8 %), Demenz (28 vs. 4 %) und Schlaganfällen (15 vs. 6 %) betroffen, entwickelten häufiger Verwirrtheit (27 vs. 7 %) und stürzten öfter (15 vs. 0 %) als Kontrollpatienten. Kontrollpatienten hatten einen höheren Body-Mass-Index (29 ± 5,3 vs. 24 ± 4,1). Nonagenarians erhielten weniger diagnostische (1,6 vs. 2,3) Maßnahmen, häufiger intravenös Flüssigkeit (77 vs. 51 %), Diuretika (31 vs. 18 %) und Physiotherapie (24 vs. 8 %). Polymedikation (> 5 Medikamente) war in beiden Gruppen häufig (67 vs. 75 %). Die jährliche Mortalität der Nonagenarians war 27 %, der Kontrollgruppe 6 %.
Akute Erkrankungen von Nonagenarians manifestieren sich häufig mit neurologischen Symptomen. Bei hospitalisierten Nonagenarians sind Prophylaxe von Stürzen und Delir von Relevanz. Polymedikation ist sowohl bei Nonagenarians als auch Kontrollpatienten ein Problem.