Deutschland
Die Debatte über Messung von Lebensqualität in der Pflege steht in Deutschland maßgeblich im Zusammenhang mit den Änderungen der Pflegeversicherung. Durch den Einzug des Lebensqualitätsbegriffs in das Pflegestärkungsgesetz II
5 kam es zu einer wissenschaftlichen Diskussion um geeignete Definitionen und Erfassungsmethoden. Das im Kontext der pflegerischen Versorgung verhandelte Verständnis von Lebensqualität verdankt seine Aktualität daher der politisch motivierten Herausforderung, Schnittstellen zwischen Pflege- und Lebensqualität zu bestimmten und letztere im Kontext der Pflege zu definieren und zu erfassen. Trotz dessen liegt bisher kein landesweiter Ansatz zur Messung von Lebensqualität vor. In den vergangenen Jahren entstanden jedoch einige Instrumente, die im Folgenden vorgestellt werden sollen.
Eines der bisher entwickelten Instrumente bildet das Befragungsinstrument QUISTA (=Messung von Lebensqualität in der stationären Pflege, Schenk et al.
2013). Lebensqualität wird hier als der Grad der Übereinstimmung zwischen individuellen Ansprüchen der Bewohner und Bewohnerinnen und deren subjektiv wahrgenommener Erfüllung definiert. Die insgesamt zehn Dimensionen des Instruments (dazu gehören: 1) etwas Sinnvolles bzw. Freude Stiftendes tun, 2) sich mit anderen austauschen, 3) Selbstbestimmung und Selbstständigkeit, 4) Intimsphäre, 5) Ruhe und Privatsphäre, 6) Abwechslung, Beschäftigung und Aktivität, 7) sich heimisch fühlen, 8) sich sicher und behütet fühlen, 9) Gesundheit, 10) im Dialog stehen und Informationen erhalten) wurden auf der Grundlage qualitativer Befragungen von Pflegeheimbewohnern und -bewohnerinnen generiert. Trotz fehlender Trennschärfe zeigen sie exemplarisch, dass Pflegeheimbewohner und -bewohnerinnen ihre Lebensqualität unterschiedlich definieren: zum einen anhand bestimmter Werte, wie z. B. Selbstbestimmung und Sicherheit, zum anderen anhand relevanter Lebensbereiche, z. B. Aktivitäten und soziale Kontakte.
Ein ähnlich konzipiertes Instrument, das
Instrument zur Praxisnahen Erfassung von Lebensqualität (INSEL), entstand im Rahmen eines gleichnamigen Projektes (Oswald et al.
2014). Auch dieses orientiert sich an mehrdimensionalen Vorstellungen von Lebensqualität, wobei sich einige Dimensionen an bereits bestehende Ansätze (Kane et al.
2003) anlehnen. Das Instrument kombiniert quantitative und qualitative Befragungsergebnisse und verbindet die Perspektive der Bewohner und Bewohnerinnen mit der Perspektive des Pflegepersonals. Lebensqualität wird anhand von zwölf Dimensionen definiert, die dazu dienen, Person-zentrierte Aspekte durch offene Fragen zu erfassen. Können sich Bewohner und Bewohnerinnen nicht äußern, werden Angehörige stellvertretend befragt. Ähnlich wie das Instrument QUISTA kann INSEL verschiedene Funktionen erfüllen: Im Längsschnitt angewandt, dient es der Unterstützung des internen Qualitätsmanagements, der Suche nach bewohnerzentrierten Entscheidungen sowie dem Monitoring von Lebensqualität.
Angesichts der Forderung nach mehr Validität im Sinne von »
patient-defined outcomes« entstanden in den vergangenen Jahren Instrumente, die dem individuell-subjektiven Charakter von Lebensqualität in besonderer Weise gerecht werden sollen. Sie begegnen der Erfassung von Lebensqualität anhand persönlich wichtiger Themen der Bewohner und Bewohnerinnen und vermeiden es, Lebensqualität anhand interpersonell vergleichbarer Dimensionen zu erfassen. Ein solches Verständnis basiert auf sog. idiographischen Modell von Lebensqualität
6, das davon ausgeht, dass Menschen einmalige und nicht miteinander vergleichbare Aspekte der Lebensqualität als bedeutsam erachten. Das Ergebnis solcher Erhebungen sind Zusammenstellungen von Kennzeichen der Lebensqualität, die für Bewohner und Bewohnerinnen in ihrem Verständnis als individuelle Subjekte relevant sind. In Einrichtungen können sie zur Gestaltung des Alltags und zur Unterstützung Bewohner-zentrierter Entscheidungen dienen. Ein Instrument, das diesem Modell entspricht, ist der
LQ-Index von Herold-Majumdar und Behrens (
2012).
Neben den genannten Instrumenten gibt es in Deutschland erstmals einen Ansatz zur Entwicklung von Indikatoren der Ergebnisqualität, darunter auch Indikatoren der Lebensqualität, die vor allem über Befragungen von Bewohnern und Bewohnerinnen und Angehörigen erhoben werden. Die Entwickler (Wingenfeld et al.
2011) haben zudem erste Vorschläge zur Risikoadjustierung vorgelegt. Indikatoren, die der Erfassung von Lebensqualität dienen, beziehen sich auf Erfahrungen der Bewohner und Bewohnerinnen (=Pflegequalität aus Nutzer- und Nutzerinnensicht), beruhen jedoch nicht auf theoretischen Definitionen von Lebensqualität, obwohl diese in die Vorüberlegungen eingeflossen sind (u. a. Glatzer und Zapf
1984). Die Operationalisierung orientiert sich am Ansatz von Pringle und Doran (
2003, zit. in Wingenfeld et al.
2011, S. 16), in dem es um die Konzipierung sog. »perceptual outcomes« geht. In einer nachfolgenden Studie (mit 62 Pflegeheimen und über 3.000 Pflegebedürftigen in fünf Bundesländern) wurden insgesamt 15 der von Wingenfeld et al. (
2011) entwickelten Indikatoren hinsichtlich ihrer bundesweiten Verwendbarkeit untersucht (Görres et al.
2017). Die Ergebnisse deuten auf die prinzipielle Eignung einiger Indikatoren für den breiten Einsatz hin; deren Zusammenstellung zeigt aber, dass sich darin ein auf Funktionsfähigkeit fokussiertes Verständnis von Lebensqualität spiegelt und Aspekte, die aus Bewohner- und Bewohnerinnensicht von besonderer Relevanz sind, nicht vorkommen.
Großbritannien
Eine landesspezifische Debatte um die Notwendigkeit eines Kulturwandels – vor allem in der stationären Pflege – verbunden mit dem Ruf nach einer evidenzbasierten Politik und Praxis lässt sich auch in Großbritannien beobachten (Meyer und Owen
2008). Sichtbar wurden diese Bemühungen u. a. durch das Programm »My Home Life«, dem sich verschiedene Organisationen, u. a. die »Quality of Care for Older People Research Group«, angeschlossen haben (u. a. NCHRDF
2006). Die als mangelhaft kritisierte Pflege und die fehlende Transparenz der Qualität von Pflegeeinrichtungen wurden in den 2000er Jahren öffentlich stark kritisiert mit dem Ergebnis, dass eine Vielzahl sog. »care rating websites« entstand. Um die verschiedenen Informationen zur Qualität von Pflege zu bündeln, richtete die Regierung ein Portal ein, in dem sich heute auch Informationen zur Lebensqualität in der stationären Pflege befinden.
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Seit 2011 finden in Großbritannien systematische Erhebungen von Indikatoren der Lebensqualität – sowohl in der stationären als auch der ambulanten Pflege – statt. Das zentrale Instrument zur standardisierten Erfassung von Lebensqualität bei Empfängern und Empfängerinnen sozialer Dienstleistungen ist das
Adult Social Care Outcomes Toolkit (ASCOT), eine Sammlung mehrerer Teilinstrumente, die für verschiedene Arten sozialer Dienstleistungen, Versorgungssettings (ambulant und stationär) und Zielgruppen Erwachsener dienen (Netten et al.
2010,
2011; Forder et al.
2007). Ihre Zielsetzung besteht darin, vergleichbare Ergebnisse zur Lebensqualität auf kommunaler bzw. regionaler Ebene zur Verfügung zu stellen. Das Instrument liegt in verschiedenen Versionen (zum individuellen Ausfüllen, als Beobachtungsversion) sowie in einfacher Sprache vor (Turnpenny et al.
2015). Auch eine Proxy-Version wurde kürzlich entwickelt, mit der andere Personen im Namen der Nutzer und Nutzerinnen sozialer Dienstleistungen antworten können (Rand et al.
2017).
ASCOT ist darüber hinaus Baustein des
Adult Social Care Outcomes Framework (ASCOF), einer umfassenden Sammlung von Outcomes, die der Berichterstattung zur (Lebens-)Qualität durch soziale Dienstleistungen dient (Department of Health
2014). Die Befragungen zur Lebensqualität sind zudem eingebettet in den
Adult Social Care Survey (ASCS) mit jährlichen Erhebungen, dessen Ziel darin besteht, Nutzer- und Nutzerinnenerfahrungen zu erfassen und Referenzwerte zu bilden (Department of Health
2017). Im Rahmen des o. g. Survey wird zudem eine Reihe weiterer Variablen erfasst, die in ihrer Funktion als Moderatoren untersucht werden. Beispiele sind der Schweregrad der Erkrankung, die ökonomische Situation Betroffener, deren Alter und soziale Ressourcen. Ergänzt werden die Ergebnisse durch Befragungen informeller Pflegekräfte, den
Survey of Adult Carers in England (SACE), der in England im Jahr 2016/2017 zum dritten Mal durchgeführt wurde (Forder et al.
2016).
Zentral für die Messung von Lebensqualität ist der Begriff der
Social Care-related Quality of Life (SCRQol). Er basiert auf wohlfahrtsökonomischen Ansätzen und spiegelt jenen Zuwachs an Wohlbefinden (»capacity for benefit«) wider, den Befragte in Relation zur Referenzgruppe
ohne die in Frage stehende Dienstleistung erleben (Forder et al.
2007, S. 19). Lebensqualität wird anhand von acht Dimensionen definiert: »personal cleanliness and comfort«, »safety«, »control over daily life«, »accommodation cleanliness and comfort«, »food and nutrition«, »occupation«, »social participation and involvement« und »dignity« (Netten et al.
2010, S. 7). Die Konstruktvalidität des Instruments konnte – auch bei älteren Menschen – weitgehend bestätigt werden (Malley et al.2012), wobei die Ergebnisse immer wieder zeigen, dass basale Bedürfnisse besser erfüllt werden als höhere Bedürfnisse. Die SCT-4-Version des ASCOT besteht aus insgesamt neun Fragen, wobei zu jeder Dimension eine Frage gestellt wird – mit Ausnahme der letzten Dimension – »dignity« – zu der zwei Fragen vorliegen. Der zu errechnende Index-Score (sowohl Gesamt- als auch dimensionsspezifischer Score) stellt ein gewichtetes Maß dar, wobei die Gewichte auf Grundlage der o. g. Befragungen ermittelt werden.
Die vierstufige Version des ASCOT wurde inzwischen ins Niederländische übersetzt. Eine erste Pilotierung zeigt, dass trotz zufriedenstellender Reliabilität und Validität sowohl Ähnlichkeiten als auch Differenzen im Ländervergleich bestehen (van Leeuwen et al.
2015). Wesentliche Unterschiede zeigten sich bei den Items zu Würde (»dignity«). Darüber hinaus wird im Rahmen eines weiteren Vorhabens mit dem Titel
Exploring Comparative Effectiveness and Efficiency in Long-term Care (EXCELC) eine Übersetzung ins Finnische und Deutsche vorgenommen. Im weiteren Schritt soll der Einfluss der Betreuungs- und Pflegeleistungen auf die Lebensqualität der Klienten und Klientinnen und ihrer Angehörigen ländervergleichend untersucht werden.
Niederlande
Auch in den Niederlanden sind seit einigen Jahren Bemühungen um die Entwicklung einer nationalen Sammlung von Indikatoren zur Messung von Pflege- und Lebensqualität inkl. entsprechender Erhebungsinstrumente sichtbar. Zwecks einer landesweiten Erfassung von Pflege- und Lebensqualität und ihrer öffentlichen Berichterstattung wurden im Jahr 2007 das Rahmenmodell
Quality Framework Responsible Care (Steering Committee Responsible Care
2007) sowie der
Consumer Quality Index (CQ-index®) Long-Term Care, ein Instrument bzw. Kriterienkatalog zur Messung von Pflege- und Lebensqualität in der häuslichen und stationären Pflege, entwickelt. Im Unterschied zu Großbritannien, wo die Steuerung des Entwicklungsprozesses auf Regierungsebene angesiedelt war, entstand das niederländische Rahmenmodell inkl. des dazugehörigen Erhebungsinstruments im Rahmen eines konsensorientierten Verfahrens, an dem alle für die Pflege zuständigen Akteure beteiligt waren (Delnoij et al.
2010). Eine zentrale Rolle im Entwicklungsprozess spielte das
Centrum Klantervaring Zorg (= Dutch Centre for Consumer Experience in Health Care), eine Stiftung, die u. a. aus Mitteln des niederländischen Gesundheitsministeriums gefördert wird und die für die Koordination der Datenerhebung zuständig ist. Der
Consumer Quality Index, der auch für andere Versorgungskontexte zur Verfügung steht, ist eine eingetragene Marke der Stiftung. Seit der Einführung des neuen Instruments im Jahr 2007 erfassen alle Pflegeeinrichtungen je zwei Jahre die Qualität ihrer Pflege inkl. ausgewählter Aspekte der Lebensqualität. Eine öffentliche Berichterstattung wird auf den Webseiten
www.kiesbeter.nl, einer Seite des
National Health Care Institute, sowie
www.jaarverslagenzorg.nl, einer Seite des niederländischen Gesundheitsministeriums, vorgenommen.
Der
Consumer Quality Index lehnt sich an zwei bereits existierende Instrumente an: das
Consumer Assessment of Healthcare Providers and Systems® (CAHPS) der US-amerikanischen
Agency for Healthcare Research and Quality (AHRQ), sowie ein Instrument mit dem Namen
Quality Of Care Through the Patients’ Eyes (QUOTE), eine Entwicklung des
Netherlands Institute for Health Services Research (NIVEL). Das zweitgenannte Instrument liegt in verschiedenen Versionen vor, u. a. zur Erfassung der Qualität pflegerischer Versorgung aus Sicht älterer Pflegebedürftiger in der Kommune (Sixma et al.
2000). Das theoretisch-konzeptionelle Verständnis von Lebensqualität basiert auf Erfahrungen der Bewohner und Bewohnerinnen (= patient experience indicators) und stellt die wahrgenommene Pflegequalität in den Mittelpunkt der Betrachtung. Der
CQ-index®Long-Term Care verbindet daher verschiedene Arten von Outcomes: klinische Daten aus der Pflegedokumentation, Indikatoren der Pflegequalität sowie subjektive Bewertungen der Bewohner und Bewohnerinnen. Die zusätzlich erhobenen Angaben zur Relevanz verschiedener Versorgungsmerkmale machen es möglich, die Wichtigkeit bestimmter Leistungen aus Nutzer- und Nutzerinnensicht einzuschätzen. Neben einem standardisierten Fragebogen für die mündliche Bewohnerbefragung liegen ein schriftlicher Fragebogen für rechtliche Betreuer und Betreuerinnen von Menschen mit Demenz sowie ein schriftlicher Fragebogen für Empfänger ambulanter Pflegeleistungen vor. Der für Pflegeheimbewohner und -bewohnerinnen entwickelter Bogen ist deutlich länger als die in Großbritannien entwickelte Version, sodass die Dauer eines Interviews im Durchschnitt bei 43 Min. liegt (Winters et al.
2010, S. 4).
Die aktuelle Version des
CQ-Index®Long-Term Care umfasst zehn (Qualitäts-)Bereiche: 1) Care/treatment/life plan, 2) Communication & information, 3) Physical well-being, 4) Safety care content, 5) Domestic & living conditions, 6) Participation & social handiness, 7) Mental well-being, 8) Safety living/residence, 9) Sufficient and competent staff, 10 ) Coherence in care (Steering Committee Responsible Care
2007, S. 10). Aspekte der Lebensqualität beziehen sich auf die Bereiche physisches bzw. körperliches Wohlbefinden bzw. Gesundheit, Wohnen und Lebensbedingungen, Partizipation und soziales Wohlergehen sowie mentales Wohlbefinden (Triemstra et al.
2010). Die risikoadjustierten Indikatoren haben einen relativen Charakter, sodass Einrichtungen die Möglichkeit haben, ihre eigene Qualität mit den Ergebnissen anderer Einrichtungen zu vergleichen (Damman et al.
2009).
Bisherige Erfahrungen zeigen, dass sich die meisten Indikatorenwerte im Zeitverlauf verbessert haben und dass Verschlechterungen im Vergleich zu Verbesserungen durchgehend geringer ausfallen. Die höchsten Verbesserungen ergaben sich bei jenen Indikatoren, die auf Bewohner- und Bewohnerinnenbefragungen zurückgehen. Bei den Qualitätsbereichen waren die größten Zuwächse im Bereich der Pflegeorganisation zu verzeichnen, vor allem in den Bereichen Pflegeplanung (»care plan«), Entscheidungen gemeinsam treffen (»shared desicion making«) sowie Kohärenz in der Pflege (»coherence in care«) (Zuidgeest et al.
2012, S. 7). Auf Einrichtungsebene zeigte sich, dass sich im Zeitverlauf vor allem jene Einrichtungen besserten, die in ihren Indikatorenwerten bereits recht hoch lagen. Als ein wesentlicher Grund dafür wird die öffentliche und transparente Darstellung der Ergebnisse vermutet. Ob die beobachtbaren Änderungen tatsächliche Verbesserungen der Pflege- und Lebensqualität spiegeln, muss durch langfristige Analysen überprüft werden. Forschung weist jedenfalls darauf hin, dass positive Effekte einer transparenten Berichterstattung erst dann wirksam werden können, wenn die Qualitätsinformation entsprechend der Intention der Entwickler interpretiert wird und sie Eingang in konkrete Entscheidungen der Pflegebedürftigen findet. Daher plädieren viele dafür, die Erforschung der Interpretationsmuster sowie der Bedeutung dieser Art von Gesundheitskommunikation für Nutzer und Nutzerinnen pflegerischer Leistungen zur Grundlage der Weiterentwicklung der Instrumente zu machen (Damman
2010, S. 163). Offen ist zudem die Frage, wer von dieser Art der Qualitätsdarstellung profitiert und ob vergleichende Lebensqualitätsdaten einen Beitrag zum Empowerment von Menschen mit Pflegebedarf leisten.
Resümierend kann festgehalten werden, dass die Weiterentwicklung der Qualität in der Pflege, insbesondere im Hinblick auf den stationären Kontext – auch international – zu einer wichtigen gesamtgesellschaftlichen Aufgabe geworden ist. Neu an der aktuellen Diskussion ist allerdings, dass Verbesserungen der Pflegequalität durch eine Lebensqualitätsorientierung forciert werden sollen, was eine explizite Einbeziehung der Bewohner und Bewohnerinnen voraussetzt. Was konkret unter Lebensqualität verstanden werden soll und wie das Konzept Eingang in die pflegerische Versorgung findet, ist Gegenstand von Debatten zwischen beteiligten Akteuren. Bei der Entwicklung konzeptioneller Grundlagen zur Erfassung von Lebensqualität inkl. der dazugehörigen Instrumente sind verschiedene Länder unterschiedliche Wege gegangen. Einige davon, z. B. Deutschland, befinden sich noch mitten im Konzeptionsprozess. Über die Wirkungen der nationalspezifischen »Projekte«, z. B. ob sie zu realen Verbesserungen der Lebensqualität geführt oder lediglich die Erwartungen an die stationäre Pflege erhöht haben, ist aufgrund knapper Laufzeiten wenig bekannt. Dies dürfte jedoch eine zentrale Forschungsfrage der Zukunft werden.