09.01.2017 | Editorial
Menschen und Demenz
Wie begegnen wir den Bedürfnissen der Betroffenen und denen ihrer Angehörigen?
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 1/2017
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Die Zahl von Menschen mit Demenz wird in den kommenden Jahren weiterwachsen, da die Prävalenz der Demenz mit dem Alter zunimmt und die Gruppe der über 80-Jährigen die am schnellsten wachsende Gruppe in unserer Gesellschaft darstellt. Erfreulicherweise weisen jedoch epidemiologische Studien aus Großbritannien und den USA [1, 2] darauf hin, dass das altersspezifische Risiko, an Demenz zu erkranken, im Verlauf der letzten Jahrzehnte abgenommen hat. Welchen sozialen und medizinischen Faktoren dieser Rückgang der Prävalenz zu verdanken ist, ist noch ungeklärt. Eine Rolle spielen vermutlich die Verbesserung der primär und sekundär präventiven Behandlung der kardiovaskulären Risikofaktoren sowie der Bildungsstand in der Bevölkerung. Während Studien, die auf eine direkte pharmakologische Beeinflussung der Demenz zielten, in den letzten Jahren nahezu vollständig enttäuscht haben – so zuletzt bezüglich des Antikörpers Solanezumab [3] – bieten sich aus der präventiven Perspektive vielversprechende Ansätze. Sowohl epidemiologische Studien als auch Interventionsstudien zeigten auf, dass sich Bewegung und ein gezieltes Kraft- und Ausdauertraining im mittleren Erwachsenenalter positiv auf die Kognition im Alter auswirken [4, 5] und auch die Wahrscheinlichkeit, an einer Demenz zu erkranken, senken [6, 7]. Wenn bereits ein „mild cognitive impairment“ [8] oder eine Demenz [9] vorliegen sollte, ist ein höherer Grad an körperlicher Aktivität mit einer Verlangsamung des kognitiven Abbaus assoziiert. Die Erforschung der in diesem Kontext relevanten Mechanismen stellt ein spannendes Forschungsfeld dar, in dem u. a. der regulatorischen Funktion der Myokine eine wesentliche Bedeutung zuzukommen scheint. Es ist naheliegend, für die Prävention des kognitiven Abbaus im Alter auch mehrdimensionale Ansätze zu verfolgen. Die in diesem Kontext während der letzten Jahre wichtigste Arbeit stellt die 2015 in Lancet veröffentlichte Finnish Geriatric Intervention Study to Prevent Cognitive Impairment and Disability (FINGER, [10]) dar. Hier wurden ältere Personen im Alter zwischen 60 und 77 Jahren, die ein erhöhtes Demenzrisiko aufwiesen, einer multidimensionalen Intervention zugeführt, die eine Ernährungsberatung, ein körperliches und kognitives Training sowie das Monitoring kardiovaskulärer Risikofaktoren einschloss. Positive Effektive auf das kognitive Leistungsvermögen zeigten sich im Vergleich zur Kontrollgruppe bereits nach 2 Jahren. …Anzeige