Hintergrund
Mit dem Notfallsanitäter wird ein neues Berufsbild in den deutschen Rettungsdienst eingeführt. Dieser Beitrag diskutiert die durch einen Notfallsanitäter durchzuführenden invasiven Maßnahmen unter Berücksichtigung der Indikation und Inzidenz in einem notarztbasierten System.
Methode
Die Inzidenz der invasiven Maßnahmen wurde im Rettungsdienstbereich Göttingen über 12 Monate evaluiert. Hierfür wurden die Ergebnisse der Datenbanken der elektronischen Einsatzdokumentation (EPen, DIVIDOK-Online) für das Jahr 2013 verknüpft und quantitativ ausgewertet.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 23.118 Notfalleinsätze gezählt. Zu 28 % (n = 6400) der Patienten wurde einer von insgesamt im Untersuchungsjahr 32 tätigen Notärzten hinzugerufen. Die Inzidenz der Maßnahmen – nur bezogen auf die Einsätze mit Notarzt – reichte von 76 % (n = 4053) für die Anlage eines periphervenösen Zugangs bis 0,06 % (n = 3) für die Stillung einer lebensbedrohlichen Blutung. Bei 5,8 % (n = 309) der Patienten wurden die Atemwege invasiv gesichert. 3,1 % (n = 166) der Patienten wurden nichtinvasiv beatmet. In jeweils 0,3 % (n = 16) wurden intraossäre Punktionen bzw. eine Thoraxpunktion durchgeführt. In 0,15 % (n = 8) wurde eine Therapie mit einem externen Schrittmacher eingeleitet. Die Eintreffzeiten von Rettungswagen lagen in über 90 % unter 10 min. Die Eintreffzeiten für den Notarzt lagen in über 90 % der Einsätze bei unter 15 min.
Schlussfolgerungen
Die diskutierten Maßnahmen unterscheiden sich erheblich hinsichtlich ihrer Inzidenz, Invasivität sowie ihrem Potenzial, einen lebensbedrohlichen Zustand zu beseitigen. Vor dem Hintergrund einer größeren Anzahl an Notfallsanitätern kann nur für wenige Maßnahmen angenommen werden, dass die Fähigkeit zur sicheren Durchführung erlernt werden bzw. erhalten bleiben kann. Die für Notfallsanitäter vorgesehenen Maßnahmen und Lernziele sollten sich daher an deren Inzidenz und Erlernbarkeit orientieren und regelmäßig reevaluiert werden, um diese an aktuelle Entwicklungen in der Notfallmedizin anzupassen.