Hintergrund
Eigen- und Fremdeinschätzung differieren häufig, z. B. bei psychosomatischen Störungen und Beschwerden. Gleichzeitig ist die Prävalenz entsprechender Störungen im Alter hoch.
Ziel der Arbeit
Diese Studie untersucht psychosoziale Faktoren aus Sicht der betroffenen Pflegeheimbewohner und vergleicht deren Beurteilungen mit den in anderen wissenschaftlichen Studien erhobenen Einschätzungen von Pflegepersonal mit dem Ziel, daraus spezifische Empfehlungen für den Pflegeheimbereich entwickeln zu können.
Material und Methode
Im Rahmen einer Querschnittstudie wurden 256 Heimbewohner (Durchschnittsalter: 81 Jahre, Standardabweichung [SD] ± 10,3 Jahre, 69 % Frauen, 31 % Männer) zu ihren körperlichen, psychischen und sozialen Aktivitäten sowie ihrem Befinden mithilfe eines semistrukturierten Interviewverfahrens in anonymisierter Form befragt. Gleichzeitig kamen testpsychologische Screeningverfahren hinsichtlich depressiver und demenzieller Symptomatik (Kurzform der Geriatric Depression Scale [GDS-K], Mini Mental Status Test [MMST]) zur Anwendung.
Ergebnisse
Es zeigten 44,6 % der Bewohner Hinweise auf eine depressive Symptomatik, 76,1 % auf eine demenzielle Entwicklung. Mehr als die Hälfte schätzte ihren körperlichen Gesundheitszustand als gut bis sehr gut ein. Die persönliche Befragung der Bewohner wies auf ein nahezu doppelt so häufiges regelmäßiges Schmerzempfinden (39,8 %) hin, als dies laut Studienlage von Pflegefachkräften wahrgenommen wird (20,7 %). Die Lebenszufriedenheit korrelierte signifikant mit folgenden Items der Selbsteinschätzung: Teilnahme an Heimaktivitäten (r = 0,171; p = 0,008), Mobilität (r = −0,131; p = 0,045), emotionale Aktivität (r = 0,136; p = 0,038), körperlicher Gesundheitszustand (r = −0,420; p < 0,001), regelmäßiges Schmerzempfinden (r = −0,178; p = 0,006). Hochsignifikante Korrelationen bestanden zwischen der Lebenszufriedenheit und depressiven Symptomen (r = −0,617; p < 0,001) bzw. der kognitiven Leistungsfähigkeit (r = 0,251; p = 0,001).
Schlussfolgerung
Die Erkenntnisse der vorliegenden Studie regen zu weiterer Forschung von Merkmalen zufriedener Heimbewohner und (psycho-)therapeutischer Unterstützung an, um Faktoren für Wohlbefinden und eine positive Lebensqualität in Pflegeheimen fördern zu können.