Akute Schmerzexazerbationen sind bei ambulanten Palliativpatienten mit Tumorerkrankungen (fehlender kurativer Therapieansatz) im Verlauf ihrer Erkrankung ein häufiges akutes Symptom. Die präklinische Therapie solcher Symptome muss oftmals durch Notärzte geleistet werden. Bisher beinhaltet die notfallmedizinische Ausbildung jedoch nur selten Themen zur Tumorschmerztherapie und zum Umgang mit Patienten am Lebensende.
Innerhalb von 24 Monaten wurden retrospektiv und multizentrisch alle Notarzteinsätze (4 Notarztstandorte) bei Palliativpatienten mit Tumorerkrankungen mit der Einsatzdiagnose akute Schmerzexazerbation ausgewertet.
Insgesamt 17 Palliativpatienten mit akuten Schmerzsyndromen konnten identifiziert werden (4,6% aller Einsätze bei Palliativpatienten während des definierten Untersuchungszeitraums). Bei 10 Patienten wurde präklinisch keine Linderung der Beschwerden erreicht und 15 Patienten wurden zur weiteren Therapie in eine Klinik eingewiesen. Ein ambulanter Palliativdienst (APD) wurde in zwei Situationen durch den Notarzt informiert, so dass eine patientenorientierte Versorgung in der Folge möglich war.
Die akute Schmerzexazerbation bei ambulanten Palliativpatienten stellt im notfallmedizinischen Einsatz insgesamt eher eine Seltenheit dar. Trotzdem kann sich eine derartige Situation für die betroffenen Patienten und deren Angehörige dramatisch entwickeln. In der präklinischen Versorgung ist in solchen Situationen eine adäquate und schnelle Hilfe durch palliativmedizinisch erfahrene Notärzte oder spezialisierte APD notwendig, damit der Patient in der Folge zu Hause verbleiben kann und eine oftmals nicht gewünschte Klinikeinweisung unterbleibt. In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, die Versorgungsstruktur spezialisierter APD auszubauen und die notfallmedizinische Ausbildung von Ärzten um tumorschmerztherapeutische und palliativmedizinische Themen zu erweitern.