Pflege Vielfalt Die Serie schließt ab mit der Social Media Nurse und der eNurse, die nur auf den ersten Blick etwas gemeinsam haben: Man braucht für beide Tätigkeitsfelder das Internet. Während die Social Media Nurse Pflege in den sozialen Netzwerken vertritt, betreut die eNurse im Bedarfsfall ihre Patienten vor Ort - auch telemedizinisch.
Die Social Media Nurse will maßgeblich dazu beitragen, Pflege im Netz und in den sozialen Medien zu professionalisieren. Um den Arbeitgeber in den sozialen Netzwerken adäquat vertreten zu können und das Image des Berufsbildes aufzupolieren, empfiehlt sich eine Fortbildung, die beispielsweise der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest anbietet. Denn gerade im Internet lauern zahlreiche Fallstricke.
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eNurses hingegen entlasten ambulante Arztpraxen, indem sie Hausbesuche bei meist alten und kranken Menschen machen, die nicht in die Praxis kommen können. Basis für dieses Modell ist ein Vertrag beispielsweise eines Bayerischen Ärztenetzes mit der AOK Bayern nach § 140a. Leistungsdelegation ist hier das Stichwort.
Pflege-Influencerinnen Vanessa Schulte und Jeannine Fasold (v.l.).
Soziale Medien spielen eine immer größere Rolle - im Bereich des Employer Brandings, generell bei der Darstellung einer Marke oder eines Berufes, aber auch in der klassischen Medienarbeit. Um den Beruf der Pflege auch medial zu professionalisieren, bietet der DBfK seit gut einem Jahr eine Fortbildung an: die Social Media Nurse. Diese scheint den Nerv der Zeit zu treffen, denn auch der zweite Kurs ist im August wieder voll ausgebucht gestartet. Die Anfragen reißen nicht ab, so dass der DBfK davon ausgeht, die Fortbildung auch weiterhin im Programm zu behalten.
Die Nachfrage ist verständlich, denn die Fortbildung bietet den teilnehmenden Pflegekräften eine Chance, sich auf dem Gebiet weiterzubilden und das öffentliche Bild der beruflich Pflegenden mitzuprägen, aber auch die Kommunikation von Pflege auf Social Media zu professionalisieren. Zudem hat die Fortbildung für die Arbeitgeber den Vorteil, dass sie mit einem sogenannten Corporate Influencer dem Unternehmen ein Gesicht geben können. Es verschafft dem Unternehmen einen echten Wettbewerbsvorteil. Ganz nebenbei wertet die Social Media Nurse den gesamten Pflegeberuf auf, indem sie die positiven Seiten des Berufs in Theorie und Praxis hautnah zeigt.
Ausbildung zur Social Media Nurse
Die Fortbildung des DBfK Nordwest setzt sich aus 82 Unterrichtseinheiten in knapp vier Monaten zusammen. Sie findet ausschließlich online statt und ermöglicht es so den Teilnehmenden, auch neben dem Berufsalltag die Lessions zu absolvieren - unabhängig vom Ort.
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So war beim Pilotprojekt im vergangenen Jahr sogar eine Gesundheits- und Krankenschwester aus Österreich dabei, deren Arbeitgeber ihr Social Media Engagement unterstützt und ihr die Fortbildung bezahlt hat. Sie ist jetzt eine der offiziellen Influencerinnen der Vinzenz Gruppe und gibt dem Träger mit ihrem privaten Profil ein authentisches Gesicht.
Damit das Bild der beruflich Pflegenden angemessen rüberkommt und zur Imagepflege beiträgt, muss man jedoch einiges beachten. Eine Pflege-Influencerin der ersten Stunde, Jeannine Fasold alias @einfach.jean, ärgert sich darüber, dass viele Pflegende „irgendwie in die Position der Social Media Verantwortlichen“ in einer Einrichtung rutschen, „ohne dass sie eine Fortbildung zum Thema oder anderweitige Unterstützung bekommen“. Daher engagiert sie sich - zusammen mit weiteren Influencern wie Vanessa Schulte alias @vanessa.schulte - im Rahmen der Fortbildung. Denn es gibt durchaus Fallstricke, die man kennen und beachten sollte.
Das geht von datenschutzrechtlichen Bestimmungen bis hin zu ethischen Fragestellungen. Am Ende kann auch das Haftungsrecht eine entscheidende Rolle spielen. Die Social Media Nurse arbeitet in der Regel für Ruhm und Ehre und wird für ihr Engagement nicht finanziell entlohnt. Einige Pflege-Influencer haben es jedoch mit ihrer Reichweite geschafft, dass auch Unternehmen auf sie aufmerksam wurden und finanzieren ihr Hobby, indem sie auch das ein oder andere Produkt promoten.
Davon leben kann man jedoch nicht. In der Regel arbeiten Social Media Nurses in der Pflege und nehmen ihre Fans und Follower regelmäßig mit auf Station oder informieren sie nach der Arbeit über berufspolitische Details oder andere spannende Themen.
eNurse: Delegation auf bayerisch
Medizinische Versorgung auf dem Land sicherzustellen, wird immer schwieriger. In Norden Bayerns beschreitet ein Ärztenetz seit 2017 neue Wege. Dort hat die eNurse Einzug gehalten. Das „e“ steht für telemedizinische Unterstützung, die bei Bedarf die Betreuung vor Ort ergänzt. Die zwei eNurses, die derzeit im Ärztenetz Unternehmung Gesundheit Hochfranken (UGHO) im Einsatz sind, helfen dabei, die Versorgung in der Fläche zu sichern. Die beiden eNurses betreuen Patienten in der Stadt Hof sowie in den Landkreisen Hof und Wunsiedel und versorgen vor allem Patientinnen und Patienten in abgelegenen Gebieten oder solche, die es nicht allein in die Praxis schaffen würden. „Sie bringen die Medizin nach draußen zu den Menschen“, wie UGHO-Geschäftsführerin Alexandra Eichner im Interview gegenüber der Ärzte Zeitung erklärt.
Die Fahrtwege in der Region können bis zu 100 Kilometer pro Tag betragen, denn der Nordosten Bayerns ist durch große Entfernungen geprägt. Das Prinzip der eNurse ist einfach: Statt das ohnehin knappe Personal der Praxen vor Ort zu entsenden, setzt man auf die eNurses der UGHO. Jede eNurse hat rund 500 Patientenkontakte pro Quartal, was etwa fünf bis zehn Patientenbesuchen pro Tag entspricht. Das Ärztenetzwerk umfasst derzeit 35 Haus- und 42 Fachärzte, von denen 17 Arztpraxen auf den Service der eNurses setzen. Diese entlasten die Ärzte um durchschnittlich 110 Hausbesuche im Monat - das entspricht etwa einer halben Arztstelle.
Tätigkeit als eNurse
Von Blutentnahme über Katheterwechsel, EKG, Wundversorgung bis hin zur regelmäßigen Betreuung der Patienten - die eNurse ermöglicht es, gerade immobilen Patientinnen und Patienten regelmäßig zu helfen.
Fünf bis zehn Patienten pro Tag suchen die beiden eNurses auf - manche davon sogar mehrfach die Woche. Die Organisation ihrer Arbeit obliegt den beiden eNurses selbst. Die gelernten MFAs haben eine Weiterbildung zur Nichtärztlichen Praxisassistentin im Gepäck und zahlreiche Jahre Berufserfahrung, auf die sie zurückgreifen können. Das ist auch nötig, denn sie sind vor Ort für viele der erste medizinische Ansprechpartner. Mit ihrer mobilen Hausarztpraxis sind sie gut ausgestattet und für viele Fälle gerüstet. Zudem sind sie direkt und unmittelbar an die Arztpraxen, für die sie unterwegs sind, angebunden. Die Ärztinnen und Ärzte haben jederzeit Zugriff auf die Patientenakten und damit auf alle relevanten Gesundheitsinformationen und können telemedizinisch beraten.
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Wichtig: Die eNurse ist kein Pflegedienst und unterscheidet sich klar von der ambulanten Pflege. Ärzte sehen die Delegation von Leistungen als sinnvoll und fordern, dieses Modellprojekt auf alle Krankenkassen auszuweiten und als Regelleistung zu etablieren. Derzeit beteiligt sich nur die AOK Bayerns an dem Modell. Daher ist das Tätigkeitsfeld momentan noch recht überschaubar. Sollten sich im Zuge des immer weiter fortschreitenden Landarztmangels Nachahmer dieses erprobten Konzeptes finden, könnte die eNurse auch in anderen Landstrichen helfen, die Versorgung sicherzustellen.
INFO
Weitere Informationen zur Fortbildung Social Media Nurse finden Interessierte hier:
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