Skip to main content

13.03.2025 | Großschadensereignis | Nachrichten

Das Brandereignis im Luisenhospital

print
DRUCKEN
insite
SUCHEN

Am 4. März 2024 ereignete sich im Aachener Luisenhospital ein Krisenfall von bisher unbekanntem Ausmaß. Innerhalb kürzester Zeit mussten die Mitarbeitenden und das Managementteam eine Extremsituation bewältigen, die es so noch nie gab. Die herausragende Teamarbeit in dieser Situation war von unschätzbarem Wert. Nun auch ein Jahr nach dem Brandereignis ist der Brand noch ein zentrales Thema.

Was war passiert?

Der Vorfall begann um 16:41 Uhr mit einem Brandalarm, der sich innerhalb weniger Minuten zu einem Feuer im ersten Obergeschoss entwickelte. Mitarbeitende, die in der Nähe des Brandes waren, schalteten schnell und brachten Patienten in Sicherheit. Gerade auf der Intensivstation musste diese Entscheidung zügig getroffen werden. Nach wenigen Minuten waren sich die Verantwortlichen jedoch einig, dass es sich um eine Notwendigkeit handelt. Als die Feuerwehr nach wenigen Minuten eintraf, war die Intensivstation bereits so gut wie geräumt. Keine Minute zu früh, denn der Rauch breitete sich rasant aus. Gleichzeitig erreichte die Nachricht das Krankenhaus, dass es eine Geiselnahme gebe und eine Person mit einer Bombe im Gebäude sei. Die genaue Lage war zunächst unklar, und die drängendsten Fragen betrafen die Sicherheit der Mitarbeitenden, Patienten und Besucher sowie das Ausmaß des Feuers.

© Jan RüttgenBrandereignis Luisenhospital März 2024 - Sicht vom Treppenhaus außen, aufgenommen von Jan Rüttgen

Bereits kurz nach den ersten Meldungen befanden sich über 400 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei vor Ort. Das SEK rückte ebenfalls an, um die Lage einzuschätzen und unter Kontrolle zu bringen. Eine Flut an Fragen und Unsicherheiten prägte die ersten Stunden. Dass es eine Geduldsprobe für alle Beteiligten wird, zeichnete sich dennoch schnell ab. Neben der Täterin war auch der Brand und die intensive Rauchentwicklung nicht zu vernachlässigen. Mehrere Baustellen gleichzeitig forderten die Rettungskräfte über mehrere Stunden.

© Thomas ZiemonsArbeitsbereich in Nähe zum OP, Foto: Thomas Ziemons

 Die Verantwortlichen positionierten sich gut sichtbar auf dem Gelände, um den Mitarbeitenden Sicherheit zu vermitteln. Gegen 23 Uhr konnte schließlich Entwarnung gegeben werden: Die mutmaßliche Täterin wurde von der Polizei in Gewahrsam genommen. Glücklicherweise wurde niemand verletzt.

Die Stunden danach

Nach dieser Nachricht war es endlich möglich, die Mitarbeitenden auf den Stationen zu besuchen. Der Regelbetrieb fernab der Brandstelle lief weiter. Mitarbeitende und Patienten blieben auf den Stationen, um die Versorgung zu garantieren. Besonders hervorzuheben ist die Umsicht, Ruhe und Sorgfalt, mit der die Mitarbeitenden die Extremsituation meisterten.

© Thomas ZiemonsHaupttreppenhaus (innen), Foto: Thomas Ziemons

Die Feuerwehr konnte den Brand bald löschen. Nun stellte sich die Frage einer möglichen Evakuierung, die in der Nacht jedoch nicht mehr notwendig wurde. Stattdessen begannen um 5 Uhr morgens die ersten Reinigungsarbeiten. Am folgenden Tag wurde das gesamte Ausmaß der Schäden sichtbar: Die Intensivstation und fast alle Operationssäle mussten außer Betrieb genommen werden. Parallel dazu begannen die Polizei und Feuerwehr mit der Untersuchung des Vorfalls.

© Thomas ZiemonsVorbereich einer OP-Schleuse, Foto: Thomas Ziemons

Neben der Schadensbewältigung konzentrierte sich das Luisenhospital darauf, die unbeschädigten Bereiche des Krankenhauses schnellstmöglich wieder in Betrieb zu nehmen. Dank eines engagierten Teams und großer Hilfsbereitschaft konnte eine Evakuierung endgültig verhindert werden. Bereits am 6. März nahm die Notaufnahme ihren Betrieb wieder auf und Mitte April waren neun von elf Operationssälen wieder funktionsfähig.

Die Folgeschäden für das Luisenhospital

Der Brand hatte gravierende Folgen: Von elf OP-Sälen blieben zunächst nur zwei nutzbar, die Intensivstation musste vollständig geräumt werden und rund 3.000 Quadratmeter des Gebäudes waren unterschiedlich stark verrußt. Bereits am Folgetag trafen die Versicherungen mit ihren Sachverständigen sowie Fachkräfte für die Aufräum- und Reinigungsarbeiten ein. Wie bei Großschadensereignissen üblich, führte die Einschaltung der Versicherungen zu zahlreichen Detailfragen, die das Management und die Mitarbeitenden neben dem laufenden Krankenhausbetrieb bewältigen mussten. Nahezu alle Bereiche des Luisenhospitals waren betroffen, darunter Einkauf, Technik, Finanzen und Controlling. Glücklicherweise verfügte das Krankenhaus über einen entsprechenden Versicherungsschutz, ohne diese wäre eine Schließung unvermeidbar gewesen. Ein zusätzlicher Stolperstein war die sogenannte Haftzeit der Betriebsunterbrechung, die in der Regel zwischen einem und zwei Jahren liegt. Da ein vollständiger Wiederaufbau in einer solchen Frist unmöglich war, entschied das Management frühzeitig, Interimsräumlichkeiten – darunter eine Interims-Intensivstation – zu errichten, um die Kapazitäten des Krankenhauses in den Krankenhausreformen auf Bundes- und Landesebene weitestgehend zu erhalten.

Die folgenden Wochen waren eine große Herausforderung. Durch die Unterstützung von Politik, Krankenkassen und Versicherungen sowie den unermüdlichen Einsatz der Mitarbeitenden konnte zumindest eine kurzfristige finanzielle Sicherung erreicht werden. Verschiedene Maßnahmen sicherten die wirtschaftliche Grundlage für den Weiterbetrieb.

Ein Jahr nach dem Großschadensereignis

Trotz der erzielten Fortschritte ist die Situation noch lange nicht abgeschlossen. Die vollständige Schadensregulierung wird Jahre in Anspruch nehmen. Zusätzlich begann im Juni 2024 die Anhörung zum Krankenhausplan NRW, eine weitere Herausforderung für das Luisenhospital. Im Januar 2025 konnte die Interims-Intensivstation eröffnet werden, zudem wird an weiteren Interimslösungen gearbeitet. Der Krankenhausbetrieb läuft weitestgehend normal und wurde mit Unterstützung der Landesregierung, den Krankenkassen und der Stadt Aachen gesichert. Ein entscheidender Fortschritt wurde im Februar 2025 erzielt, als in Nordrhein-Westfalen ein Gesetz verabschiedet wurde, das Krankenhäusern in solchen Ausnahmesituationen die Möglichkeit gibt, Landesmittel für den Wiederaufbau zu erhalten. Sozusagen ein „lex Luisenhospital Aachen“.

Lea Minge, Luisenhospital Aachen

luisenhospital.de