01.06.2012 | Beiträge zum Themenschwerpunkt
Gesunderhaltung und Entlastung pflegender Angehöriger von Demenzkranken durch ein „initiales Case Management“
Erfahrungen aus dem Ulmer Leuchtturmprojekt Demenz (ULTDEM-Studie)
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 4/2012
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Hintergrund
Angesichts einer zu erwartenden deutlichen Zunahme der Anzahl Demenzkranker werden Maßnahmen, die die häusliche Versorgung und damit die pflegenden Angehörigen unterstützen, immer dringlicher. Zahlreiche Unterstützungsangebote sind in den letzten Jahren entstanden, sie werden aber nur sehr zögerlich von den Betroffenen angenommen. Ziel des Ulmer Leuchtturmprojekts Demenz (ULTDEM-Studie) war es zu prüfen, ob durch einmalige Initialberatung mit Vermittlung in ein bestehendes Versorgungsnetz („initiales Case Management“) im Rahmen der Pflegeeinstufung eine Entlastung pflegender Angehöriger Demenzkranker erreicht werden kann.
Material und Methoden
Die ULTDEM-Studie ist eine prospektive, offene, randomisierte, kontrollierte Interventionsstudie mit verschiedenen parallelen Zielgrößen (u. a. Pflegebelastung, Lebensqualität, Stimmung). Die Interventionsgruppe erhielt eine umfassende, individuell auf die Bedürfnisse abgestimmte Initialberatung in das bestehende Versorgungsnetzwerk, die Kontrollgruppe die bisher übliche Versorgung. Eingangskriterium war die Beantragung einer Pflegestufe (0 oder 1) sowie das Vorliegen einer Demenz. Initial und nach 6 Monaten erfolgte bei den Demenzkranken und ihren pflegenden Angehörigen ein umfassendes Assessment.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass eine Initialberatung in allen drei Zielgrößen zu keinen signifikanten Unterschieden zwischen Interventions- und Kontrollgruppe führte. Beschriebene Tendenzen müssen als klinisch nicht relevant gedeutet werden. Insgesamt nahm die Inanspruchnahme von Entlastungsangeboten zu, allerdings gleichermaßen in den beiden Untersuchungsgruppen. Eine konfirmatorische Interpretation war wegen fehlender Adjustierung der Testergebnisse bezüglich des multiplen Testens sowie eines zu geringen Rekrutierungsgrads nicht möglich. Mögliche Ursachen, wie zu frühe Intervention im Krankheitsverlauf, fehlende Verblindung der Intervention, Rekrutierungsbias und fehlender Einfluss auf die Adhärenz von Entlastungsangeboten im Verlauf, werden diskutiert.
Schlussfolgerung
Die Studie macht deutlich, dass ein erheblicher Informationsdefizit bei Betroffenen besteht, aber weiterhin innovative Wege gesucht werden müssen, den Betroffenen Informationen nahezubringen.
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