Fehlende Krankheitswahrnehmung (Anosognosie) ist häufiges Symptom demenzieller Erkrankungen und für den Krankheitsverlauf von Bedeutung: So werden als Konsequenz ärztliche Untersuchungen und Behandlungen abgelehnt, Hilfeangebote werden nicht genutzt. Dies wiederum hat negative Auswirkungen auf die häusliche Versorgungssituation. In der vorliegenden Arbeit wird ein Modellprojekt zur Durchführung gerontopsychiatrischer Hausbesuche für Menschen mit Demenz und Anosognosie präsentiert.
Es wurden insgesamt 55 Hausbesuche durchgeführt. Ziel des Projekts war die Einbindung in ein bestehendes Hilfenetz, um den Verbleib in der Häuslichkeit zu sichern. Im Fokus der Hausbesuche standen Beratung und Aufklärung der Betroffenen sowie der Angehörigen, auf deren Initiative der Hausbesuch stattfand. Soziodemografische Daten, die Zufriedenheit der beteiligten Angehörigen und Parameter der hausärztlichen Perspektive werden beschrieben.
Deutlich wurden die komplexen Versorgungsprobleme der besuchten Menschen mit überwiegend mittelschwerer demenzieller Erkrankung und einhergehend hohem Hilfebedarf. Die Angehörigen zeigten sich erheblich belastet.
Die nachgewiesene „Versorgungslücke“ zeigt, dass neue Strategien zur Versorgung dieser speziellen Zielgruppe erforderlich sind. Einmalige Hausbesuche scheinen geeignet, Menschen mit Anosognosie in ein bestehendes Hilfenetz einzubinden.