Die Pflegekammer Nordrhein-Westfalen schlägt Alarm: Schon in fünf Jahren könnte der Mangel an Pflegefachkräften zehn Städte im Bundesland besonders hart treffen.
In mehreren Kommunen Nordrhein-Westfalens drohen schon in fünf Jahren massive Engpässe in der pflegerischen Versorgung.© frittipix / Stock.adobe.com
Die Pflegekammer NRW hat umfassende Daten zur Pflegesituation in Nordrhein-Westfalen erhoben. Demnach wird es in mehreren Städten des Landes zu einer drastischen Unterversorgung mit Pflegefachpersonen kommen. Zu den Städten mit besonders hohem Versorgungsrisiko gehören laut Kammer Coesfeld, Höxter, Kleve, Leverkusen, Minden-Lübbecke, Neuss, Soest, Steinfurt, Viersen und Warendorf.
Zu wenig Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger
Auch wenn Demografie und Personalmangel überall in NRW zuschlagen, wirken sie sich laut Kammer in den genannten Kommunen besonders stark aus. Anhand der Datenlage sei zu erkennen, dass dort dreimal mehr Pflegefachpersonen in Rente gehen als Nachwuchskräfte in den Arbeitsmarkt eintreten.
Für Kammerpräsidentin Sandra Postel ist dieses Ergebnis erschreckend: „Wir reden hier nicht von einer Entwicklung, die in 20 oder 30 Jahren passieren wird. Es wird schon in den kommenden fünf Jahren so weit sein und liegt unmittelbar vor uns.“
Wenn es um die Organisation der Pflege- und Gesundheitsinfrastruktur geht, hätten viele Städte die Entwicklung nicht oder nur unzureichend im Blick. Die Politik könne das Problem nicht auf die Zukunft verschieben, sondern sei jetzt gefordert.
Hoher Anteil von Pflegebedürftigen an Gesamtbevölkerung
Die Situation sieht in ganz NRW schlecht aus: Der Anteil der Pflegebedürftigen an der Gesamtbevölkerung betrug laut Landesverband der Alzheimer Gesellschaften NRW 2023 knapp 8 Prozent. In Bayern liegt er dagegen bei 4 Prozent.
„Wir haben es hier mit ganz realen Entwicklungen zu tun, an denen wenig herumzudeuteln ist“, unterstrich Kammer-Präsidentin Postel und fordert die Kommunen dazu auf, die Zahlen ernst zu nehmen. Ansonsten werde es dazu kommen, dass in vielen Familien Menschen in Teilzeit gehen oder ganz zu Hause bleiben müssen, um Angehörige zu pflegen.
Lange gab es in NRW keinen Überblick, wo welche Pflegefachpersonen mit welcher Qualifikation oder welchem Alter eingesetzt sind. Das von der Pflegekammer aufgebaute Register macht solche Prognosen erstmals möglich. (ne)