Der Fachkräftebedarf in der Pflege ist bereits jetzt nicht zu decken und wird künftig weiter steigen. Umso schwerer wiegen Ausbildungsabbrüche. Viele Azubis erleben einen Praxisschock.
Jeder Pflege-Azubi, der seine Ausbildung abbricht, fehlt später in der Versorgung (Symbolbild mit Fotomodell). © gpointstudio / Stock.adobe.com
Wenn Auszubildende in der Pflege nicht bis zum Abschluss kommen, sind das potenzielle Pflegefachkräfte, die in Zukunft fehlen werden. Doch welche Gründe veranlassen Auszubildende, die Ausbildung abzubrechen und dem Pflegeberuf wieder den Rücken zu kehren?
Ein vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) beauftragtes Forschungsprojekt ist dieser Frage nachgegangen und hat auch ermittelt, was Einrichtungen Ausbildungsabbrüchen entgegensetzen können.
Belastungen oft höher als erwartet
Die Gründe für einen Ausbildungsabbruch sind vielfältig. „Eine Erklärung ist der sogenannte Praxisschock“, sagt Michael Brantzko, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim IEGUS – Institut für europäische Gesundheits- und Sozialwirtschaft, das an dem Projekt beteiligt ist. Das heißt, es gibt erhebliche Abweichungen zwischen den Erwartungen von Auszubildenden und der tatsächlich erlebten Ausbildungsrealität. So sind beispielsweise die psychischen und körperlichen Belastungen im Pflegeberuf oft höher als von vielen Auszubildende erwartet, berichtet Brantzko.
Für die Analyse befragten die Forscher zwischen 2021 und 2024 regelmäßig Pflegeauszubildende im Rahmen einer Panelerhebung. Daneben erfolgten längere qualitative Interviews, in denen auch näher auf die persönliche Situation und Erfahrungen der Auszubildenden eingegangen werden konnte.
Ansätze für ausbildungsfördernde Maßnahmen
Anschließend erarbeiteten die Forschenden zusammen mit Pflegeexpert*innen und Praktiker*innen Maßnahmen zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen. In Workshops wurde ein Kriterienkatalog erstellt, der als „Haus der guten Ausbildung“ mit möglichen Ansätzen für ausbildungsfördernde Maßnahmen in der Praxis getestet wurde.
Der Katalog umfasst Maßnahmen zur Resilienzförderung und Stressbewältigung sowie Gesprächsformate zur Lösung von Konflikten und für eine gute Feedbackkultur. Dazu zählen aber auch effektives Lernen mit Unterstützung durch andere Auszubildende sowie Faktoren für eine gute Atmosphäre im Team und eine gute Praxisanleitung. Zehn Ausbildungseinrichtungen, Pflegeschulen und Träger haben auf Basis dieser Vorarbeiten individuell passende Präventionsmaßnahmen entwickelt und erprobt.
Über die Erfahrungen und weitere Ergebnisse der Studie berichtet Michael Brantzko am 24. Januar auf dem Kongress Pflege in Berlin.
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