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30.07.2019 | Originalien
Erlernen von Priorisierungskompetenz medizinischer Hilfeleistungen am Beispiel der Sichtung: Vergleich zweier Lehrstrategien
„Entscheidungs- und Handlungskompetenz Medizinstudierender zur Priorisierung medizinischer Hilfeleistung (Triage)“
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin
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Hintergrund
Priorisierungskompetenz hat über die notfallmedizinische Aus- und Weiterbildung hinaus Relevanz. Anhand der Triage von Verletzten wurden in dieser Studie zwei Lehrstrategien verglichen. Ziel war es, diejenige Lehrmethode zu beschreiben, die erfolgreich „Vorrangigkeit“ bei Novizen vermittelt.
Methodik
96 Studierende kategorisierten nach einem Impulsvortrag und gemeinsamer Erarbeitung von Sichtungskategorisierung (SK) anhand des „Amberg-Schwandorf-Algorithmus für die Vorsichtung“ im Viererteam Fallvignetten. In der traditionellen Lehrmethode (TL) wurde die SK von einem Teilnehmer als Ergebnis der eigenen Einschätzung laut genannt. In einem neuen hiermit zu vergleichenden Lehransatz wurde die SK genannt, begründet und diskutiert (Begründungsreflexion [BR]). Abschließend erfolgte eine individuelle Erfolgskontrolle (EK 1), 14 Tage später eine zweite (EK 2; Langzeiteffekt). Zudem wurde ein subjektiver Lernerfolg erfasst.
Ergebnisse
1920 Vorsichtungsvorgänge wurden in der EK 1 erfasst. Die Korrektheit betrug 69,6 % (TL) bzw. 70,5 % (BR), die Untertriage 25,9 % bzw. 26,8 %, die Übertriage 4,5 % bzw. 2,7 %. Im verzögerten Test mit 740 Vorsichtungsvorgängen betrug die Korrektheit 67,38 % bzw. 72,5 %, die Untertriage 21,9 % vs. 15,94 %, die Übertriage 10,71 % vs. 11,56 %. Keine Methode war statistisch überlegen (χ2-Test). Die Lehrmethode mit Begründungsreflexion führte zu einer höheren subjektiven Lernzufriedenheit.
Diskussion
Die beiden Lehr‑/Lernbedingungen führten zu vergleichbaren Ergebnissen. Im Hinblick auf die Qualität der Sichtungsergebnisse wären die Leistungen eher unbefriedigend. Die medizinische Komplexität eines Vorsichtungsalgorithmus ist im Vergleich zu anderen, z. B. intensivmedizinischen Entscheidungssituationen eher gering, sodass ein begrenztes Expertisewissen in der Regel zur erfolgreichen Durchführung ausreichen würde. Die Lernzufriedenheit war mit Begründungsreflexion höher. Die Hypothese, dass die Lernmethode mit der höheren Lernzufriedenheit einen dauerhafteren Lerneffekt und eine höhere Transferleistung erbringt, sollte Gegenstand weiterer Untersuchungen sein.