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17.12.2024 | Online-Artikel

Gestörte Wundheilung durch Mangelernährung

Entscheidende Rolle der Ernährung für die Hautgesundheit

verfasst von: Dr. Nicola Zink

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Mangelernährung gilt als führende Ursache für Morbidität und Mortalität bei älteren Menschen. Eine ausgewogene und ausreichende Ernährung ist nicht nur für die allgemeine Gesundheit, sondern insbesondere für die Hautgesundheit, die Geweberegeneration und die Wundheilung unverzichtbar.

Mit zunehmendem Alter verschlechtert sich häufig der Ernährungszustand. Dies zeigt sich in schleichendem Gewichtsverlust, unzureichender Nahrungsaufnahme, dem Verlust von Muskelmasse und -kraft sowie an anderen Indikatoren für körperlichen und geistigen Abbau. Unterernährung und ihre Folgeerscheinungen machen auch anfälliger für Hauterkrankungen und schlechte Wundheilung. Anhaltender Druck auf Gewebestellen, akute Traumata und entzündungsbedingte chronische Erkrankungen im Alter schwächen zusätzlich die Hautintegrität.

Ältere Erwachsene leiden häufig gleichzeitig an Unter- oder Mangelernährung, Gebrechlichkeit, Sarkopenie und Inflammation. Mit fortschreitendem Alter verschiebt sich das Gleichgewicht zwischen der Synthese und dem Abbau von Muskelproteinen zugunsten des Abbaus. Dies führt zu reduzierter Muskelmasse, eingeschränkter Funktionalität und verminderter Kraft – Faktoren, die das Risiko für Druckverletzungen und chronische Wunden erhöhen. „Die Erhaltung der Muskelmasse und die Optimierung des Ernährungszustands sind entscheidend für die Gesundheit der Haut“, betonen Nancy Munoz (VA Southern Nevada Healthcare System, Las Vegas) und Mary Litchford (Case Software, Greensboro) in einer Fachpublikation.

Makro- und Mikronährstoffe spielen eine synergetische Rolle bei der Förderung der Hautgesundheit und der Geweberegeneration. Alterungsprozesse, Krankheiten und die Einnahme mehrerer Medikamente erhöhen jedoch häufig den Nährstoffbedarf, da sowohl die Verwertung als auch die Speicherung von Nährstoffen beeinträchtigt sind, während zugleich die Verluste steigen. Insbesondere für die Heilung von Gewebeschäden ist eine gesteigerte Zufuhr essenziell.

Proteine: der Schlüssel zur Wundheilung

Proteine zählen zu den wichtigsten Makronährstoffen und sind in jeder Phase der Wundheilung unverzichtbar. Bei unzureichender Energiezufuhr greift der Körper auf Kohlenhydrat- und Fettspeicher zurück, um Hauterhalt und -reparatur sicherzustellen. Da überschüssiges Eiweiß nicht gespeichert werden kann, nutzt der Organismus Protein aus der Nahrung und recycelt es aus Muskelmasse sowie Organen wie Leber, Nieren, Haut und Darm.

Die Wiederauffüllung dieser Proteinreserven ist unerlässlich, um die Gesamtproteinbilanz des Körpers zu erhalten. „Proteine sind nicht nur für die routinemäßige Aufrechterhaltung der Körperfunktionen notwendig, sondern auch in jeder Phase der Wundheilung essenziell“, unterstreichen Munoz und Litchford.

Zusätzlich zur ausreichenden Eiweißzufuhr spielt die Hydratation eine wesentliche Rolle, insbesondere bei älteren Menschen. Eine angemessene Aufnahme von Flüssigkeit ist auch für die Nährstoffversorgung der Wunde, den Abtransport von Abfallprodukten und die Gewebedurchblutung von wesentlicher Bedeutung und für jede Phase der Wundheilung erforderlich.

Mikronährstoffe mit großer Wirkung

Neben Makronährstoffen sind zahlreiche Mikronährstoffe notwendig, um die Hautgesundheit zu bewahren. Ein Mangel bleibt häufig unerkannt, da körperliche Anzeichen übersehen und Labortests aus Kostengründen selten angeordnet werden. Besonders gefährdet sind Personen mit Adipositas, Malabsorptionsstörungen, entzündlichen Erkrankungen, restriktiven Diäten, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, chronischem Alkoholkonsum oder langjähriger Medikamenteneinnahme. Diese Faktoren können die Nährstoffabsorption beeinträchtigen und zu Defiziten führen.

Folgende Mikronährstoffe sind für die Wundheilung essenziell:

  • Vitamin A: Erforderlich für die Proliferations- und Reifungsphase der Wundheilung; fördert die zellvermittelte Immunantwort, die Kollagensynthese, die Proteinsynthese und die zelluläre Differenzierung. Bei verletzter Haut regt Vitamin A den epidermalen Umsatz an, erhöht die Reepithelisierungsrate und unterstützt die Wiederherstellung der Epithelstruktur.
  • B-Vitamine: Wesentlich für den Energiestoffwechsel und die Entzündungs- und Proliferationsphase der Wundheilung.Vitamin B12 und Folsäure: Beteiligt an der Aufrechterhaltung der Erythrozyten, die für den Sauerstofftransport und den Kohlendioxidabbau benötigt werden, und für die Proliferationsphase der Wundheilung erforderlich.
  • Vitamin C: Wesentlich für die Synthese von Neutrophilen und Kollagen, aktiviert außerdem Leukozyten und Makrophagen; ist an der Kollagenvernetzung beteiligt, die der Haut ihre Reißfestigkeit verleiht.
  • Vitamin E: Wichtig für Kollagensynthese und Stabilisierung der Zellmembran; besonders für die Proliferationsphase der Wundheilung wichtig.
  • Vitamin K: Spielt eine Schlüsselrolle in der Blutgerinnung und Hämostase.Eisen: An der Kollagensynthese beteiligt sowie am Sauerstofftransport zu den Zellen; erforderlich für die Proliferationsphase der Wundheilung.Zink: Unterstützt die Proteinsynthese, die DNA-Synthese und das Zellwachstum; erforderlich für die Proliferations- und Reifungsphase der Wundheilung.
  • Kupfer: Fördert die Kollagenvernetzung, die der Haut ihre Zugfestigkeit verleiht, sowie die Erythrozytenbildung; unerlässlich für die Proliferations- und Reifungsphasen der Wundheilung.

Eine unzureichende Nährstoffversorgung, ob durch Unter- oder Überernährung, beeinträchtigt die Hautintegrität insbesondere bei älteren Menschen, Risikopatienten und Pflegeheimbewohnern. Schätzungen zufolge sind mehr als 65% der Pflegeheimbewohner von Unterernährung betroffen. „Eine adäquate Ernährung ist Grundvoraussetzung für die Gesundheit der Haut sowie die Regeneration von Haut und Gewebe“, fassen Munoz und Litchford zusammen. Für Patienten mit krankheitsbedingter Mangelernährung, die mit Dekubitus oder anderen Wunden einhergeht, sind interprofessionelle Ansätze gefragt. Hierbei müssen medizinische Behandlungsmaßnahmen und gezielte Ernährungsinterventionen gleichermaßen Priorität haben.

Quelle: Springer Medizin

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Literatur

Munoz N, Litchford M. Nutritional Aspects of Wound Care. Clin Geriatr Med 2024;40:481–500. https://doi.org/10.1016/j.cger.2023.12.005