Endokrinologische Notfälle sind polysymptomatische Krankheitsbilder mit Beeinträchtigung multipler Organsysteme. Meist entstehen sie auf dem Boden chronischer Erkrankungen unter dem Leitsymptom neurologischer Funktionsstörungen bis hin zum Koma in Kombination mit vielfältigen Organfunktionsstörungen. Sie können somit als Chamäleon der Inneren Medizin bezeichnet werden. Zeigt ein Notfallpatient neben neurologischen oder psychiatrischen Funktionsstörungen gleichzeitig multiple Organsymptome, so besteht differenzialdiagnostisch der begründete Verdacht auf eine akute Endokrinopathie. Endokrinologische Notfälle sind meist protrahiert im Verlauf, sie machen ca. 3% der Notarzteinsätze mit Klinikeinweisung aus. Unter den Endokrinopathien stellen die Hypo- bzw. Hyperglykämie das mit Abstand höchste Einsatzaufkommen im Notarztdienst dar, sie sind deshalb im nachfolgenden Artikel entsprechend gewichtet. Akute Endokrinopathien der Hypophyse, Schilddrüse, Nebennieren und des Kalziumstoffwechsels spielen insbesondere im Notarztdienst zahlenmäßig eine untergeordnete Rolle, sollten aber bei unklarer Situation immer differenzialdiagnostisch in Betracht gezogen werden. Aufgrund des bunten Bildes der Symptome ohne eindeutige Leitsymptome besteht ein hohes Fehleinschätzungspotenzial.
