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30.08.2019 | Originalien
Einfluss patientenspezifischer Faktoren auf die Notarztdiagnose
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin
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Hintergrund
Der Einfluss des Faktors „Patient“ auf die ärztliche Diagnosestellung konnte bereits nachgewiesen werden. Zur präklinischen Diagnosestellung gibt es jedoch diesbezüglich keine Studien. Aus präklinischen Routinedaten können objektive Faktoren des Patientenzustands ausgewertet und deren Einfluss auf die Notarztdiagnose untersucht werden.
Ziel der Arbeit
Ziel dieser retrospektiven Pilotstudie war diagnostische Übereinstimmung (dÜ) zwischen Notarzt- und Krankenhausentlassungsdiagnose zu ermitteln und den Einfluss der patientenspezifischen Faktoren „GCS“ (Glasgow Coma Scale), „Alter“, „NACA-Score“ (National Advisory Committee for Aeronautics), „Geschlecht“ und „Dauermedikation“ auf die dÜ zu untersuchen.
Material und Methoden
Die Ermittlung der dÜ erfolgte durch den Konsens dreier erfahrener Notfallmediziner unter Verwendung der ICD-10-Kodierung. Die dÜ wurde bezüglich der 5 patientenspezifischen Faktoren zunächst univariat und anschließend mittels multipler logistischer Regression auf signifikante Ergebnisse getestet. Weiterhin wurden die Korrelationskoeffizienten der kategorialen und nichtnormalverteilten Variablen und ein Goodness-of-Fit-Test (mittels Hosmer-Lemeshow-Test) berechnet.
Ergebnisse
Eine dÜ bestand in 24 % (n = 138) nicht, sie bestand mindestens teilweise in 76 % (n = 442). Die untersuchten patientenspezifischen Faktoren zeigten keinen Einfluss auf die notärztliche Diagnosestellung.
Diskussion
Der GCS-Summenwert des Patienten, sein Alter, der NACA-Score des Patienten, sein Geschlecht und seine Medikation scheinen keinen Einfluss auf die Qualität der Notarztdiagnose zu haben. Andere Studien erbrachten einen Anteil von etwa 90 % korrekter Notarztdiagnosen, der als Benchmark dienen kann. Weitere Untersuchungen zu den Ursachen und Verbesserungspotenzial bei diagnostischer Ungenauigkeit sind erforderlich.