Für Frauenärzte sind Schwangerenvorsorge und Geburtshilfe mit vielen positiven Aspekten verbunden, da es sich in der Regel um die Betreuung somatisch gesunder Frauen handelt, die sich auf die Geburt ihres Kindes freuen. Umso schwerer kann es sein, nach der Entbindung depressive oder Angstsymptome bei der Mutter wahrzunehmen. Diese sind nicht immer leicht von normalen Krisensituationen der Postpartalzeit abzugrenzen (z. B. Besorgnis um das Kind, Übernächtigung bei unregelmäßigem Schlafrhythmus, Gewichtsverlust, veränderter Appetit, Interessensverlust an bisherigen Beschäftigungen). Stellt ein Frauenarzt direkt postpartal oder später bei der ersten Nachuntersuchung in der Praxis relevante psychische Symptome fest, ist es unabdingbar, diese diagnostisch zu bewerten und der Patientin in einem guten interdisziplinären Netzwerk professionelle Hilfe zukommen zu lassen. Um das Risiko einer postpartalen psychischen Störung einschätzen zu können, gehört die Frage nach psychischen Vorerkrankungen und Symptomen grundsätzlich in die Anamnese.