01.08.2011 | Originalien
Der Einsatz des intraossären Zugangs im präklinischen Notarztdienst
Diskrepanz zwischen Leitlinienempfehlungen und Realität!
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 5/2011
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Hintergrund
Seit 2005 empfiehlt die Fachgesellschaft European Resuscitation Council (ERC) in ihren notfallmedizinischen Leitlinien den intraossären Zugang als frühe Alternative bei schwierigen Venenverhältnissen. Doch wie gelingt die Umsetzung der Theorie in die tägliche Praxis? Die Autoren fanden durch eine Befragung von Rettungsassistenten und Notärzten heraus, dass die intraossäre Infusionstechnik fünf Jahre nach Neuregelung ihres Stellenwertes noch immer eine Rarität in der Berliner Notfallmedizin (und damit mutmaßlich bundesweit) darstellt.
Material und Methoden
Im Rahmen einer präklinischen prospektiven Beobachtungsstudie mit Vorher-nachher-Analyse zeigen sie, dass sich der leitliniengerechte Einsatz des intraossären Zuganges sinnvoll und effizient durch den Einsatz moderner Produkte in alle Behandlungsalgorithmen des präklinischen Notarztdienstes integrieren lässt.
Ergebnisse
In 10,5 Monaten wurde bei 100 Patienten unabhängig von der Erfahrung des Anwenders innerhalb kürzester Zeit unkompliziert ein intraossärer Zugang angelegt, da die zeitgerechte Anlage eines periphervenösen Zuganges nicht möglich war. Dies entspricht einer durchschnittlichen Anwendungsfrequenz von 2,2/Woche, oder 9,5/Monat und einem Anteil von 4,5% des Gesamtpatientengutes bzw. 22,7% der als vitalgefährdet eingeschätzten Kranken. Die Anwendung der intraossären Infusionstechnik steigerte sich demnach durch die Umsetzung der Leitlinien um das 7-Fache auf 27,2/1000 Alarme.
Schlussfolgerung
Der intraossäre Zugang ist ein einfaches Hilfsmittel, um die therapiefreie Zeit auch bei knappen Personalressourcen zu minimieren. Sein Einsatz in der präklinischen Notfallmedizin scheint dennoch eher eine Rarität als eine Standardmaßnahme darzustellen und entspricht somit nicht den evidenzbasierten Empfehlungen der Fachgesellschaften.
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