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19.04.2024 | Demenz | Nachrichten

Dosis-Wirkungs-Beziehung

Delir kann Demenz begünstigen

verfasst von: Joana Schmidt

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Alte Menschen in stationärer Behandlung sind vermehrt von einem Delir betroffen. Einer Studie zufolge ist der Verwirrtheitszustand ein starker Risikofaktor für Demenz und Tod bei dieser Personengruppe.

Da Demenzerkrankungen weltweit zunehmen, ist das Identifizieren potenziell modifizierbarer Risikofaktoren wichtig. Forschende haben jetzt untersucht, ob ein Delir bei älteren Menschen ein solcher Faktor sein kann. Die Ergebnisse zeigen, dass bei Klinikpatienten und -patientinnen mit mindestens einer Delir-Episode das Risiko, erstmalig eine Demenzdiagnose zu erhalten, dreimal so hoch ist wie bei passenden Kontrollen ohne Delir.

Das Forscherteam analysierte retrospektiv Klinikdaten aus Australien von knapp 626.500 Personen im Alter von mindestens 65 Jahren ohne Demenzdiagnose, die sich einem Krankenhausaufenthalt unterzogen hatten. 55.211 von ihnen hatten mindestens eine Delir-Episode und wurden genauso vielen gleichaltrigen Kontrollen ohne Delir zugeordnet, die auch bezüglich Geschlecht, Gebrechlichkeit, Grund und Dauer des Klinikaufenthalts übereinstimmten.

Jede Delir-Episode steigert Risiko um 20%

Diese Patienten und Patientinnen (Durchschnittsalter: 83 Jahre) wurden mehr als fünf Jahre lang nachbeobachtet, um festzustellen, wie viele von ihnen eine Demenz entwickelten. Während dieser Zeit starben 58% (n= 63.929) der Teilnehmenden und bei 17% (n = 19.117) wurde eine neu aufgetretene Demenz diagnostiziert.

Personen mit Delir hatten im Vergleich zu denen ohne ein um 39% erhöhtes Sterberisiko und ein auf das Dreifache gesteigertes Risiko, an Demenz zu erkranken. Die Assoziation mit Demenz war bei Männern stärker ausgeprägt. Jede zusätzliche Delir-Episode war bei beiden Geschlechtern mit einem um 20% erhöhten Demenzrisiko assoziiert.

„Delirprävention könnte helfen, Demenz einzudämmen“

„Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein Delir ein starker Risikofaktor für Tod und Demenz bei älteren Menschen ist“, so die Forschenden um Dr. Emily Gordon vom Princess Alexandra Hospital in Woolloongabba. Die Daten stützen ihnen zufolge die Hypothese, dass Delir-Episoden eine ursächliche Rolle bei der Demenzentwicklung spielen könnten, aufgrund des beobachtenden Studiendesigns kann dies jedoch nicht bewiesen werden.

„Delir ist ein Faktor, der das Demenzrisiko einer Person verdreifachen kann. Daher sind Delirprävention und -behandlung Möglichkeiten, die weltweite Belastung durch Demenz zu reduzieren“, schließen Gordon et al.

Quelle: Springer Medizin

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Literatur

Gordon EH et al. Delirium and incident dementia in hospital patients in New South Wales, Australia: retrospective cohort study. BMJ 2024; https://doi.org/10.1136/bmj-2023-077634

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