Zusammenfassung
In den 1970-er Jahren entwickelte der Physiologe Peter A. Stewart eine Theorie, die die auf Kohlensäure-Chemie reduzierte Betrachtung des Säuren-Basen-Haushaltes durch ein komplexeres Modell ersetzte. Eine Grundlage dieses physikochemischen Modells ist die Unterscheidung starker (z. B. Na+, Cl−) und schwacher Ionen (z. B. H+, Bikarbonat). Die Beurteilung des Säuren-Basen-Status erfolgt anhand der „strong ion difference“ (SID, Differenz aus Kationen- und Anionen-Konzentrationen), der Summe der schwachen Ionen „ATot“ und dem pCO2, die als unabhängige Parameter gelten. pH und Bikarbonat werden als abhängige Parameter angesehen. Weiterentwicklungen sind das „strong ion gap“ (SIG) und eine Partitionierung des base excess in Untergruppen. Inwieweit dieses Konzept Vorteile für die klinische Praxis hat, ist strittig. Bei Weiterentwicklung durch Einbezug von Multikompartmentmodellen und digitale Verbesserungen der Anwenderfreundlichkeit könnte das Konzept zukünftig seine Überlegenheit beweisen.