Das Oberflächen-EKG ist auch noch 100 Jahre nach den Untersuchungen von Einthoven von großer Bedeutung, besonders für die Diagnostik von Herzrhythmusstörungen und des akuten Koronarsyndroms. Supraventrikuläre Tachykardien (SVT) sind paroxysmale Tachykardien wie Sinustachykardien, atriale Tachykardien, AV-Knoten-Reentry-Tachykardien und Tachykardien, die durch akzessorische Leitungsbahnen bedingt sind. Sie führen in der Regel zu Tachykardien (Kammerfrequenz >100 min) mit schmalen QRS-Komplexen (QRS-Breite <0,12 s). Besondere Bedeutung kommt der Relation von P-Welle und folgendem QRS-Komplex zu, sowie einem elektrischen Alternans als Hinweis für eine akzessorische Leitungsbahn. Tachykardien mit breitem QRS-Komplex (QRS-Breite ≥0,12 s) können bei SVT mit aberrierender Leitung, bei SVT mit Schenkelblock oder Kammertachykardien auftreten. Bei Tachykardien mit breitem QRS-Komplex sprechen AV-Dissoziation, negative oder positive Konkordanz in V1–V6, eine „Kerbe“ in V1 und ein qR-Komplex in V6 bei Linksschenkelblockmorphologie für eine Kammertachykardie, ebenso eine R/S-Relation <1 in V6 bei Rechtsschenkelblockbild. Das Oberflächen-EKG hat bei richtiger und systematischer Analyse eine Sensitivität und Spezifität für die korrekte Diagnose einer supraventrikulären Tachykardie oder einer Kammertachykardie von über 95%.