Zusammenfassung
Das Genus Corynebacterium (C.) umfasst derzeit über 100 Spezies, von denen mehr als die Hälfte als medizinisch relevant gelten. Der Name dieser grampositiven, unregelmäßig geformten, unbeweglichen und sporenlosen Stäbchenbakterien leitet sich von der zum Teil vorhandenen keulenförmige Auftreibung am Zellende ab (gr.: „coryne“, Keule). Für die Gattung ebenso charakteristisch ist eine an chinesische Schriftzeichen oder in Y- bzw. V-Formationen erinnernde Gruppierung der Bakterien im Grampräparat. Das Kapitel führt die wesentlichen Gattungsmerkmale an. Viele Corynebakterien gelten als Kommensalen der Haut und Schleimhaut bei Mensch und Säugetieren, können jedoch bei lokaler oder generalisierter Abwehrschwäche opportunistische Infektionen wie Wundinfektionen, Sepsis und Endokarditis hervorrufen. Die aus infektiologischer und klinischer Sicht relevantesten Vertreter sind die potenziell Diphtherietoxin-(DT-)tragenden Spezies: C. diphtheriae sowie die beiden zoonotischen Erreger C. ulcerans und – sehr viel seltener – C. pseudotuberculosis, die auch heutzutage die seit der Antike bekannte lebensbedrohliche Diphtherie (von gr. „diphthera“, Lederhaut) verursachen können. In Europa beobachten wir seit über 10 Jahren eine stetige Zunahme humaner C. ulcerans-Fälle, wobei die zoonotische Übertragung von Haustieren auf den Menschen die wichtigste Rolle spielt.