01.06.2013 | Konzepte - Qualitätsmanagement
Blutstillung mittels Tourniquet in der präklinischen Notfallmedizin
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 4/2013
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Hintergrund
Bisher galt der Einsatz von Tourniquets aufgrund der häufig beobachteten Nebenwirkungen und Komplikation als obsolet und wurde, wenn überhaupt, nur als Ultima ratio bei lebensbedrohlichen Extremitätenblutungen nach dem Motto „life before limb“ eingesetzt. Gründe für die Nebenwirkungen und Komplikationen waren v. a. Anwendungsfehler sowie der Einsatz schlecht konstruierter Produkte.
Aktuelle Situation
Der Verlust einer Extremität aufgrund eines Tourniquet-Einsatzes stellt eine Rarität dar. Mittlerweile werfen die positiven Erfahrungen des Militärs bei den Konflikten im Irak und in Afghanistan ein neues Licht auf diese Form der Blutstillung. Bei einem protokollbasierten rationalen Einsatz bewährter und getesteter Tourniquets durch trainierte Anwender kann die Verwendung von Tourniquets bei einer Anlagedauer von bis zu 2 h als eine sichere, schnelle und v. a. lebensrettende Maßnahme eingestuft werden. Dies wird durch die aktuelle Datenlage belegt.
Schlussfolgerungen
Zukünftig sollten deshalb im zivilen Rettungsdienst industriell gefertigte Tourniquets vorgehalten und SOP-basiert eingesetzt werden. Die wichtigste Maßnahme, um mögliche Komplikationen abzuwenden, ist die Schulung des medizinischen Personals in der korrekten Anwendung sowie die Durchführung eines regelmäßigen Trainings. Für Spezialeinheiten der Behörden (SEK/MEK, GSG9, etc.) ist es sinnvoll, in taktischer Einsatzmedizin ausgebildetes Personal innerhalb der Einheiten einzusetzen, welches in einer „Care-under-Fire-Situation“ eine massive Extremitätenblutung mittels Tourniquet kontrollieren kann, noch bevor der Patient an den Rettungsdienst übergeben und durch diesen weiterbehandelt wird. Speziell für die taktische Verwundetenversorgung wurden in Deutschland bereits Richtlinien durch die TREMA e. V (Tactical Rescue & Emergency Medicine Association) ausgearbeitet.
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