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20.01.2025 | Ausland | Nachrichten

Großbritannien

„Korridor-Pflege“ – dramatische Zustände in britischen Krankenhäusern

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Sterbende Patienten auf Klinikfluren, fehlende Ausrüstung, unsichere Versorgungsmöglichkeiten: Ein aktueller Bericht des Royal College of Nursing (RCN) dokumentiert chaotische Zustände in britischen Krankenhäusern. 

In den überlasteten Kliniken Großbritanniens wird die Versorgungsituation immer schwieriger. Das hat eine Befragung der Pflegegewerkschaft RCN unter mehr als 5.000 Pflegefachpersonen des National Health Service (NHS) vom Dezember 2024 ergeben.

Demnach ist die Versorgung von Patienten an dafür ungeeigneten Orten keine Ausnahme, sondern vielerorts die Regel. Fast sieben von zehn Teilnehmenden gaben an, sie müssten täglich Pflege an überfüllten oder ungeeigneten Orten leisten. Dazu zählen Flure, Abstell- oder Waschräume und sogar Parkplätze. 

Versorgung unter nicht akzeptablen Bedingungen

Einzelne Pflegekräfte berichten von bis zu 40 Patienten, die auf einem Flur versorgt werden müssen, ohne Zugang zu sicherheitsrelevanten Gerätschaften wie Sauerstoffversorgung, Absaugmöglichkeit oder Überwachungsmonitoren. Patienten könnten nicht angemessen oder rechtzeitige wiederbelebt werden. Mehr als neun von zehn Befragten sehen durch diese Situation die Patientensicherheit gefährdet. Es komme zu Fehlgeburten auf dem Flur, Patienten erhielten dort ohne jegliche Privatsphäre Diagnosen, würden gewaschen, mit Inkontinenzmaterialien versorgt. 

Angesichts der niederschmetternden Aussagen der Pflegekräfte machte RCN-Generalsekretärin und Geschäftsführerin Nicola Ranger deutlich: „Schutzbedürftige Menschen werden ihrer Würde beraubt und dem Pflegepersonal wird der Zugang zu lebensrettender Ausrüstung verwehrt. Wir können mit Bestimmtheit sagen, dass Patienten in dieser Situation sterben.“

Zahlen offenlegen

Dem Bericht war ein offener Brief an den britischen Gesundheitsminister Wes Streeting und die Geschäftsführerin des NHS England, Amanda Pritchard, vorausgegangen. Unter der Federführung des RCN fordern darin 15 Gesundheits- und Patientenorganisationen die Politik und den Staatlichen Gesundheitsdienst auf, für Transparenz über das wahre Ausmaß des Problems zu sorgen und entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Notwendig sei eine auch auf lokaler Ebene umzusetzende Meldepflicht. Derzeit müssen lokale NHS-Trust nicht offenlegen, wie viele Patienten in sogenannten „temporären Eskalationsräumen“ behandelt werden. 

"Patienten und Personal verdienen eine ehrliche und offene Rechenschaftspflicht über das Ausmaß der Versorgung, die in ungeeigneten Räumen erbracht wird", heißt es in dem Schreiben. 

Der staatliche Gesundheitsdienst hat angekündigt, demnächst entsprechende Daten zu erheben. Im Januar mussten den Angaben zufolge rund 54.000 Patienten in den englischen Notaufnahmen länger als zwölf Stunden auf ein freies Krankenhausbett warten. Das waren 23 Prozent mehr als im Vormonat Dezember. (ne)
 

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