Ein Jahr nach dem Start des Beratungsangebotes „Bleib dran an der Pflege“ in Bremen ziehen Gesundheitssenatorin und Arbeitnehmerkammer eine positive Bilanz. Das Angebot wird von Pflege-Auszubildenden in Krisen rege genutzt.
Claudia Bernhard (Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz), Anke Schmidt (Beraterin "Bleib dran an der Pflege"), Magloire Donkeng Songning (Auszubildender zum Pflegefachmann) und Elke Heyduck (Geschäftsführerin der Arbeitnehmerkammer Bremen).
Mit „Bleib dran an der Pflege“ wurde zum 1. Juli 2023 ein Beratungsangebot an den neun Pflegeschulen in Bremen und Bremerhaven geschaffen. Es richtet sich an Pflege-Azubis, die aufgrund von Schwierigkeiten in der Ausbildung oder der persönlichen Situation erwägen, die Ausbildung abzubrechen.
„Pflege als Beruf kann nicht jede oder jeder – und gerade deshalb sollten alle, die in der Ausbildung bleiben möchten und für den Beruf geeignet sind, darin unterstützt werden, dass dies auch gelingt", betont Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard in ihrer ersten Projektbilanz. Laut Senatorin haben im ersten Jahr 86 Pflege-Auszubildende die Beratung in Anspruch genommen. Der Bedarf an Unterstützung sei groß.
Ziel: keine voreiligen Entscheidungen
Ziel des Beratungsangebotes ist in der Regel, die Ausbildung beim selben oder einem anderen Arbeitgeber fortzusetzen und keine voreilige Entscheidung für den Abbruch zu fällen. Auch Praxisanleitende und die Lehrkräfte der Pflegefachschulen können sich an die Beratungsstelle wenden. Ein ähnliches Angebot gibt es seit längerem an den Berufsschulen des Landes Bremen für andere Ausbildungsberufe.
„Jede nicht abgebrochene Ausbildung in der Pflege ist ein Gewinn und ein wichtiger Schritt gegen den Fachkräftemangel“, betont Elke Heyduck, Geschäftsführerin der Arbeitnehmerkammer Bremen. In der Pflege liege die Abbrecherquote mit 30 Prozent im Durchschnitt aller Ausbildungsberufe. Es gibt aber auch Berufe, bei denen die Quote deutlich niedriger liegt.
Beratungsbedarf vor allem im ersten Ausbildungsjahr hoch
Projektleiterin und Beraterin Anke Schmidt ist regelmäßig an allen neun Pflegeschulen präsent. Der Beratungsbedarf ist gerade am Anfang der Ausbildung groß, stellt sie fest. So befand sich von den 86 Ratsuchenden der Großteil im ersten Ausbildungsjahr. Für zwei Drittel ist Deutsch eine Fremdsprache. Zu den häufigsten Beratungsthemen zählen bezahlbares Wohnen, Behördenangelegenheiten, Finanzen, familiäre Probleme und der Einstieg in den Praxisalltag.
Nicht nur die Ausbildung an sich sei sehr anspruchsvoll und herausfordernd – auch der Alltag stelle die Auszubildenden häufig vor große Hürden, so Schmidt weiter. „Viele der jungen Menschen kommen aus dem Ausland, um hier eine Ausbildung in der Pflege zu beginnen. Sie sind hochmotiviert, hier aber allein und weitgehend auf sich gestellt – das macht es den Neuankömmlingen oft sehr schwer."
Das Beratungsprojekt ist zunächst auf drei Jahre angelegt. Es wird je zur Hälfte von der Senatorin für Gesundheit und der Arbeitnehmerkammer Bremen getragen. (ne)